Homefront: The Revolution
Dambuster Studios
Deepsilver
Kochmedia
ASIN B00KS3LWWO
Inhalt:
Aufmerksam spähe ich nach links und rechts. Nachdem ich mich davon vergewissert habe, dass kein Nordkorea-Soldat patrouilliert, renne ich über die Straße und springe durch das backsteinumrandete Loch in der Flanke des benachbarten Hauses. Drinnen steht ein Schrank und ein fleckiges Sofa, das ich beides durchsuche und einige Materialien finde, die ich zum Bau von Molotow-Cocktails verwenden kann. Dann gehe ich über die Holztreppe in den ersten Stock.
Ich zücke meine Stahlbolzen-Armbrust und nähere mich geduckt dem Fenster, das auf die Parallelstraße hinaus blickt. Vorsichtig linse ich über den Rand: Dort unten nähert sich eine Patrouille – drei Soldaten und ein Goliath-Fahrzeug. Ich brauche unbedingt das KI-Gehirn des Goliath, also nutzt es mir nichts, hier behutsam vorgehen zu wollen.
Ich packe meine Armbrust weg und nehme das Kampfgewehr vom Rücken. In wenigen Arbeitsschritten ist es zu einer Art von Panzerfaust umgebaut.
Als das geschafft ist, grinse ich böse in mich hinein. Die Jungs dort unten werden gleich eine Überraschung erleben. Aber über-leben werden sie das nicht…
Meinung:
HOMEFRONT: THE REVOLUTION (PC) ist der zweite Ableger des „Homefront“-Franchise. Der erste Teil besaß eine gelungene Hintergrundgeschichte, bot aber zu wenig Content. Schon nach drei bis fünf Stunden war die Singelplayer-Kampagne vorbei.
Dennoch war beim Publisher der Glaube an das Franchise so hoch, dass ein zweiter Teil in Auftrag gegeben wurde. Dieser hat eine bewegte Entstehungsgeschichte hinter sich. Nachdem der Publisher THQ Konkurs angemeldet hatte, ging die Marke „Homefront“ auf Crytek über. Das Studio Crytek UK bastelte derweilen an „Homefront 2“ weiter. Dann trudelte Crytek finanziell und Koch Media kaufte sich die „Homefront“-Marke. Das Studio Crytek UK wurde in Dambuster Studios umbenannt und arbeitete in Nottingham weiter an dem Spiel. Dieses erscheint nun unter dem Titel HOMEFRONT: THE REVOLUTION für PC und Konsolen. Wie gelungen kann ein Spiel mit einem derartigen Entwicklungschaos sein? Um es vorweg zu nehmen: erstaunlich gut!
Hintergrund:
Die Hintergrundgeschichte von HOMEFRONT: THE REVOLUTION ist sehr interessant. Das Szenario arbeitet mit einer alternativen Zeitlinie: Im Jahr 1973 spaltet sich demnach diese fiktive Linie von der realen Zeitlinie ab. Im fiktiven 1973 hat sich Nordkorea zu einem weltweit führenden Technologie-Land entwickelt und liefert diese weltweit aus. Unter anderem auch Waffen an Amerika. Unter einem Vorwand marschiert das vereinigte Korea in die USA ein und errichtet einen Vasallenstaat.
Doch nicht alle Amerikaner wollen sich damit abfinden und organisieren den Widerstand.
Zu Beginn von HOMEFRONT: THE REVOLUTION ist der Spieler als Protagonist Brady ein kleines Rädchen beim Widerstand und frisch dabei. Bei einer Hausdurchsuchung wird Brady verhaftet und gerät in Gefangenschaft in Kontakt mit Walker, dem Anführer des Widerstands. Doch dieser wird beim Befreiungsversuch ebenfalls gefangen genommen, nur Brady kann entkommen.
Aufgabe von Brady ist es fortan, Walkers Aufenthaltsort zu erfahren und ihn zu befreien. Dazu bekommt er Aufträge von verschiedenen Widerstandsführern und bereits unterschiedliche Regionen von Philadelphia, wo HOMEFRONT: THE REVOLUTION spielt.
Die Story ist gelungen und man ist jederzeit daran interessiert, weiterzuspielen, um der Geschichte zu folgen. Die einzelnen Missionen fügen sich zumeist logisch und schlüssig in die Hauptstory ein, daher wirkt HOMEFRONT: THE REVOLUTION wie aus einem Guss. Sehr gelungen!
Gameplay:
Das erste „Homefront“ war noch ein geradliniger Schlauchshooter, der sich an das Design von „Call of Duty“ orientierte. HOMEFRONT: THE REVOLUTION dagegen ist ein Open-World-Shooter, der sich an das Design der neuen „Far Cry“-Teile anlehnt. Abseits der Hauptstory gibt es zufällige Missionen, „Unruheherde“ genannt, dazu kann man koreanische Stationen einnehmen, was dazu führt, dass man Tech-Punkte und Geld erhält und den allgemeinen Aufstandslevel erhöht, was zur Folge hat, dass weniger Korea-Soldaten unterwegs sind. Es gibt also ständig etwas zu tun, die Mini-Map ist voller Symbole.
Die Tech-Punkte und das Geld braucht man, um Waffen und Ausrüstung freizuschalten. Die Waffen lassen sich zudem umrüsten. So wird aus einem Scharfschützengewehr im Handumdrehen eine Art Panzerfaust und aus der schwachbrüstigen Pistole eine Maschinenpistole. Diese Umrüstungen machen großen Spaß und werden mit einer Animation in der Spielgrafik dargestellt. Doch damit nicht genug: Die Waffen kann man noch mit Schalldämpfer, zweitem Haltegriff und unterschiedlichen Visieren und dergleichen nachrüsten. Es macht Spaß damit zu experimentieren.
Bei der Ausrüstung kann man verschiedene Granatentypen freischalten, die sind explosiv, dienen dem Hacken oder der Ablenkung. Auch kleine ferngesteuerte Autos dienen dazu, die Granaten ins Ziel zu bugsieren. Eine super Sache, die zum Ausprobieren neuer Taktiken reizt.
Die Spielumgebung ist mit Liebe zum Detail gestaltet. Philadelphia ist vom Kampf gezeichnet: Überall haben Häuser große Löcher in den Flanken. Drinnen findet man Reste, die vom Leben der Menschen künden. Teilweise sind die Dächer miteinander durch Bretter verbunden, so dass man als Widerständler ungesehen drüberlaufen kann.
In den Schlupflöchern des Widerstands sitzen die Kämpfer, gehen ihren Beschäftigungen nach. An den Wänden hängen Plakate, auf denen Tipps zu sehen sind, wie man gegen bestimmte Feinde am besten vorgeht.
Die NPCs haben sehr gute Animationen spendiert bekommen und sehen dank der Cryengine auch glaubwürdig aus. Wenn man sich ihnen nähert, geben sie zufällige Kommentare zum Geschehen ab. Ab und zu findet man Tagebucheinträge von Einwohnern aus Philadelphia, welche die Hintergrundstory vertiefen sollen. Diese sind aber meist belanglos geschriebene kleine Erzählungen, die wenig Eindruck machen.
Bugs gibt es im Spiel nur wenige, was angesichts der Entwicklungsgeschichte überrascht. Es ist passiert, dass der Hauptcharakter plötzlich durch den Boden der Map fällt. Der Fehler ist aber im Test nur einmal aufgetreten. Öfter geschieht es aber, dass die Tageszeit abrupt wechselt. Erobert man beispielsweise eine Koreanische Station am Tag, ist nach einer Zwischenanimation plötzlich Nacht geworden. Das wirkt merkwürdig und nimmt etwas die Immersion aus dem Spiel. Dennoch schmälern diese Bugs den Spielspaß nur marginal.
Insgesamt ist die Spielwelt von HOMEFRONT: THE REVOLUTION als sehr gelungen zu bezeichnen. Man kann sich intensiv damit beschäftigen und taucht förmlich darin ein, wenn man sich auf das Katz-und-Maus-Spiel mit den Gegnern einlässt und nicht die Rambo-Manier bevorzugt, die wesentlich schwieriger zu meistern ist.
Grafik und Sound:
Unter der Haube von HOMEFRONT: THE REVOLUTION arbeitet der Motor der Cryengine. Diese von Crytek entwickelte Engine ist zu hohen Leistungen fähig und man sieht das HOMEFRONT: THE REVOLUTION auch an. Die Texturen sind hoch aufgelöst und die Lichtstimmung ist fantastisch.
Auch der Sound ist gelungen. Die Geräusche wirken stimmig und auch die Waffen hören sich ordentlich an. Allerdings ist das Trefferfeedback in Sachen Animationen nur wenig gelungen. Hier wäre ein befriedigenderes Feedback wünschenswert. Man kann aber insgesamt von einem guten Gesamtpaket in Sachen Grafik und Sound sprechen.
Fazit:
HOMEFRONT: THE REVOLUTION ist eine positive Überraschung geworden. Das Spiel kann durch seine gelungene Story überzeugen, die Spielwelt saugt einen förmlich in sich auf und auch die Technik passt im Großen und Ganzen. Die wenigen Bugs fallen kaum ins Gewicht.
Damit ist HOMEFRONT: THE REVOLUTION ein sehr gutes Spiel, das hoffentlich den Zuspruch erhält, den es verdient, denn einem dritten Teil in diesem interessanten Setting wären viele sicherlich nicht abgeneigt.
2016
Infos beim Vertrieb/Verlag:
https://www.homefront-game.com/ (externer Link!)
Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 22:07 Uhr
(c) Twilightmag 2024
Version: 5.5