Wheels
Originaltitel: Tockovi Alternativtitel: Wheels
Darsteller: Dragan Micanovic (Nemanja), Anica Dobra (Zana), Ljubisa Samardzic (Hotelbesitzer), Nikola Kojo (Korenko), Bogdan Diklic (Coric), Neda Arneric (Mrs. Coric), Svetozar Cvetkovic (Milan), Milorad Mandic (Mileta), Isidora Minic (Irena), Dragan Petrovic (Anhalter), Miodrag Gajic, Natasa Lekic, Radoslav Milenkovic, Aleksandar Sreckovic, Ratko Tankosic
Produktionsfirma: Predstavlja Films
Produktion: Ljubisa Samardzic
Regie: Djordje Milosavljevic
Drehbuch: Djordje Milosavljevic
Kamera: Dusan Ivanovic
Musik: Félix Lajkó
Schnitt: Branka Ceperac
Verleih: Planet Media
Erstaufführung: 2003 I-ON New Media 24.11.2003 Jugoslawien 1999
90:04 Minuten (+ Zusatzmaterial: Trailer 1:55) 18 Kapitel
Fullscreen 1,85:1 anamorph
Deutsch Dolby Digital 5.1, Deutsch Dolby Digital 2.0, Jugoslawisch Dolby Digital 2.0; Untertitel: deutsch
Ländercode: 2 DVD-5 FSK: 16
Inhalt:
Nemanja, ein junger Mann, ist in Jugoslawien auf dem Weg zu seinem Vater, um diesen nach Geld zu fragen, damit er mit seiner neuen Freundin auf eigenen Beinen stehen kann. Zunächst nimmt er während des Unwetters einen Anhalter mit, der anscheinend mit Handgranaten fischen gegangen ist, und ihm prompt erzählt, dass alle Wege überschwemmt sind. Dann bekommt er einen platten Reifen, wobei ihm keiner der vorbeifahrenden Autofahrer helfen will, und rauscht in die nächste Polizeikontrolle, die nach einem lachenden Massenmörder sucht. Da der Befehlshaber ein alter Freund von ihm ist, kann er einfach weiterfahren, bekommt aber bestätigt, dass der Weg, den er eigentlich nehmen wollte, vollkommen unbefahrbar ist. Auf Anraten von allen sucht er das nahe gelegene Motel namens Wheels auf, wobei er beim Verlassen des Wagens eine Pistole findet, die ihm später auf der Toilette des Etablissements auch prompt herunterfällt. Die Anwesenden sind aufgrund dessen sofort der Meinung, mit ihm den Killer gefunden zu haben, doch da jeder von ihnen Dreck am Stecken hat, will niemand die Polizei holen – es bleibt nur die Selbstjustiz. Nemanja versucht verzweifelt, die Anwesenden von seiner Unschuld zu überzeugen, doch als er sich befreien, und an eine Waffe gelangt, sterben die Menschen auf einmal wie die Fliegen...
Meinung:
Djordje Milosavljevic, seines Zeichens serbischer Comic Künstler, liefert mit Tockovi seine erste Regie für einen Film ab. Zuvor schrieb er Drehbücher, die unter anderem von seinem Landsmann Ivan Stefanovic in Kurzfilme oder Full Featurefilme verwandelt wurden. Dass er hierbei wertvolle Erfahrungen sammeln konnte, zeigt sich anhand des vorliegenden Ergebnisses recht eindrucksvoll. Mit den wenigen zur Verfügung stehenden Mitteln versteht es Milosavljevic eine witzige und packende Geschichte adäquat zu erzählen. Zwar spielt die Handlung die meiste Zeit im Titelgebenden Hotel, doch der Eindruck des Kammerspiels stört keinesfalls. Im Gegenteil, denn als Stilmittel weiß dieser Umstand auch zu überzeugen – somit leidet auch die Glaubhaftigkeit nicht wirklich darunter. Geschickt in einer Realität angesiedelt, die für den hiesigen Zuschauer zwar etwas ungewöhnlich aber gut nachvollziehbar ist, beginnt schnell das Mitfiebern. Der Hauptprotagonist stolpert von einem Unglück ins nächste, was nicht nur äußerst unterhaltsam und witzig ist, sondern auch auf ironische Weise zeigt, wie schnell im Leben die falschen Weichen gestellt sein können. Zunächst scheint die Umgebung einfach nur aus merkwürdigen Charakteren zu bestehen, doch dann wird klar, dass hinter diesen Figuren deutlich mehr steckt und das Ruder schlägt mit dem Akt der Selbstjustiz um. Von nun an regiert der schwarze Humor zusammen mit skurrilen Situationen ständig die Szenerie. Nach einigen abgefahrenen Wortwechseln folgt meist direkt ein blutiger Schusswechsel, der seinerseits übermütig in Szene gesetzt ist. Beides, Dialoge und Schusswechsel, erinnern in ihrer Form an frühe Werke von Quentin Tarantino, der hier sicherlich Pate gestanden hat. Doch Milosavljevic ist zum Glück weit entfernt von bloßem Kopieren des amerikanischen Vorbildes, und so schafft er eine faszinierende Atmosphäre, die sich hinter diesem nicht zu verstecken braucht. Positiv ist außerdem, dass es immer wieder Überraschungen zu vermelden gibt, und die Handlung an keiner Stelle wirklich vorhersehbar ausgelegt ist. Die Darsteller leisten relativ gute Arbeit und agieren deutlich über dem Mittelmaß Niveau einiger deutscher Produktionen. Dragan Micanovic versteht es sehr gut, den zunächst recht naiven jungen Mann zu mimen, der nach und nach erkennen muss, dass ihm niemand mehr wirklich seinen Satz „Ich bin kein Mörder!“ mehr abnimmt. Neben den männlichen Kollegen fällt vor allem die aus Belgrad stammende Anica Dobra auf, die auch in Deutschland einige Erfolge feiern konnte. Neben Filmen wie Bin ich schön und Das Merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit waren es vor allem Fernsehproduktionen, mit denen sie auf sich aufmerksam machte. Geisterstunde – Fahrstuhl zum Jenseits oder zwei Schimanski Folgen sind Beispiele, in welchen die blonde Schauspielerin dem Zuschauer nachhaltig im Gedächtnis blieb. Ähnlich ist es auch mit diesem Film, der einen Filmmarkt aufzeigt, der bislang relativ unbeachtet geblieben ist.
Leider kann das Bild der DVD mit der Qualität des Films nicht mithalten und bietet mit Zittrigkeit und mangelhaften Werten bei Schärfte und Kontrast unterdurchschnittliche Werte.
Der 5.1 Ton scheint überflüssig, da es keinen wirklichen Unterschied zur Stereo Spur gibt – räumlichen Eindruck und entsprechende Effekte sucht man selbst bei actionreichen Szenen vergebens.
Das Zusatzmaterial beschränkt sich auf einen Trailer zum Film, was nicht wirklich überzeugt, zumal sich selbst bei den Menüs nicht besonders viel Mühe gegeben wurde.
Fazit:
Mit wenigen Mitteln äußerst unterhaltsam umgesetzte skurrile schwarze Komödie – in mangelhafter Aufmachung !!!
© Heiko Henning
19.1.2004
Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 22:07 Uhr
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