Once Upon A Time in High School

Bild

Originaltitel: Maljukgeori janhoksa Alternativtitel: Once Upon a Time in High School, Spirit of Jeet Keun Do, Spirit of Jeet Kune Do
Darsteller: Sang-woo Kwone (Hyeon-su), Jeong-jin Lee (Woo-shik), Ga-in Han (Yu-jin), Hyo-jun Park (Hamburger), Won-kwon Kim (Jiksae), Jong-hyeok Lee (Jong-hun), Dong-won Seo (Seong-hun), Byeong-chun Kim, Bu-seon Kim, Han-seok Yang
Produktionsfirma: CJ Entertainment
Produktion: Jong-yun No
Regie: Ha Yu
Drehbuch: Ha Yu
Musik: Jun-seok Kim
Kamera: Hyeon-gi Choi
Verleih: e-m-s
Erstaufführung: 16.1.2004 Südkorea e-m-s media AG 26.4.2007 Südkorea 2004
118:28 Minuten (+ Zusatzmaterial: Making of (Clips) 15:26; Deutscher Originaltrailer 2:00; Koreanischer Originaltrailer 2:00; Outtakes 2:37; Bildergalerie 3:35) 20 Kapitel
Widescreen 1,85:1 anamorph
Deutsch Dolby Digital 5.1, Koreanisch Dolby Digital 5.1; Untertitel: deutsch
Ländercode: 2 DVD-9 (7,86 GB) FSK: 16


Inhalt:
1972 war ganz Südkorea im Bruce Lee Fieber – wie auch die Gruppe des jungen Hyeon-su, die später einmal genauso werden wollen wie ihr Vorbild in Fist of Fury. Sechs Jahre später muss der mittlerweile fast Erwachsene auf die berüchtigte Jungmoon High School wechseln, weil seine Mutter der Meinung ist, dass die Preise der Häuser in dieser Gegend innerhalb kurzer Zeit in die Höhe schnellen werden. Bereits beim Betreten der Schule kommt Hyeon-su mit den äußerst harten Sitten in Kontakt – selbst für kleine Verstöße wird mit harter Prügel bestraft. In dem ständig streitlustigen Woo-shik findet er zumindest schnell einen Freund, der ihn nebenbei vor Prügel aus den eigenen Reihen bewahrt. Als er dann auch noch auf Yu-jin trifft, scheint die Welt für Hyeon-su wenigstens außerhalb der Schule in Ordnung. Doch er ist zu schüchtern sie anzusprechen und so nutzt Woo-shik die Gelegenheit, wodurch die alltägliche Gewalt durch die hinzugekommene Frustration langsam zu eskalieren beginnt…

Meinung:
Mit Erwartungshaltungen ist es so eine Sache, denn sie werden eigentlich nie erfüllt, da es immer eine Überraschung gibt – sei sie nun positiv oder negativ. Das Problem an Once Upon A Time in High School ist, dass aufgrund des Covers und der Inhaltsangabe eine falsche Erwartung geweckt, was den Inhalt des Films und dessen Genre angeht. Doch dieses Problem ist nicht erst bei der deutschen DVD entstanden, wie man am englischen Titel Spirit of Jeet Kune Do erkennen kann, der sich ganz klar auf die Kampftechnik von Bruce Lee bezieht. Auch der koreanische Trailer erweckt den Eindruck, es handle sich hierbei um einen in einer High School spielenden Film mit reichlich akrobatischen Kämpfen sowie einer kleinen Liebesgeschichte. Doch dieser Eindruck entsteht wohl eher, weil der westliche Zuschauer den Trailer so versteht – Kampfszenen bei einem asiatischen Film, also Material Arts. Dabei handelt es sich jedoch eher um ein zwischenmenschliches Drama, bei dem Gewalt von außen (Lehrer, Staatsmacht) und innen (andere Schüler) ein zentrales Motiv darstellt, und durch welches auch realistisch inszenierte Fights integriert werden. Eine wörtliche Übersetzung des Originaltitels Maljukgeori janhoksa (etwa „High School Maljukstrasse“) beschreibt den Inhalt wesentlich besser und wäre hierzulande auch hilfreicher gewesen, aber natürlich nicht so Kassenträchtig. Zunächst einmal beginnt die Handlung mit der Verdeutlichung des durch das Schulsystem ausgeübten Druckes sowie dessen Folgen auf die Schüler, die diesen Druck nach unten weitergeben. Aus dieser Tristesse entspringt Freundschaft und der Wunsch nach Liebe sowie den daraus resultierenden Konflikten. Das Drama bringt das Fass der Ohnmacht zum Überlaufen und es kommt zum markerschütternden Schrei nach Freiheit, der die Grundfesten des Systems erschüttert. Die Geschichte ist durch ihren sehr guten Aufbau und ihre realistische Tragik äußerst plastisch, so dass ein Mitfühlen leicht fällt. Eine unglückliche Liebe haben sicherlich die meisten Zuschauer bereits hinter sich, und auf diesem Weg schafft es Ha Yu sehr glaubwürdig den Figuren eine angenehme Tiefe zu verleihen. Auf der anderen Seite ist die Kritik am Schulsystem am Ende der damaligen Militärdiktatur mehr als deutlich von jemandem realisiert, der diese Torturen ebenfalls er- und überlebt hat. Damals dürfte der Wunsch nach Rache auch in ihm gelodert haben, doch Ha erliegt glücklicherweise weder bei der Regie noch in seinem Skript der Versuchung, blinde Wut regieren zu lassen. Stattdessen wird glaubhaft sehr deutlich die Ohnmacht gegenüber dem Terror herausgearbeitet, die letztendlich zu Verzweiflung führt, die in einem allesentscheidenden Kampf eskaliert. Der vermeintliche Sieg ist allerdings bei genauerer Betrachtung eher eine Niederlage, da mit den Mitteln der Peiniger gearbeitet wird. Der Widerständler unterwirft sich dem System der Gewalt um aus ihm auszubrechen – eine Tragik „in itself“. Dieser Part des Films läuft parallel zu dem schwedischen Evil (Ondskan), bei dem ebenfalls die Gewalt vom System innerhalb der Schule charakterisiert wird. Wie auch dort wird auch hier der Film durch die Darsteller lebendig, die teilweise Beachtliches leisten. Vor allem Sang-woo Kwone (Running Wild, Stairway to Paradise, Volcano High), in der Rolle des tragischen „Helden“, versteht es durch sein freundliches, aber doch sehr intensives Spiel den Zuschauer zu fesseln. Seine Gefühle werden stets herzlich transportiert, so dass ein Hineinversetzen in die Figur ein Leichtes ist. Überragend ist außerdem sein Training mit Nunchackus, bei dem der Schauspieler sich offensichtlich vor Bruce Lee und dessen Werk verbeugt. Ihm zur Seite steht Jeong-jin Lee (Bloody Beach) mit einem sehr leichten Spiel – ihm scheint alles zuzufliegen, was auch auf die Kampfszenen zutrifft, bei denen er augenscheinlich seinen Spaß hatte. Die weibliche Hauptrolle füllt Ga-in Han, für die dies die erste filmische Erfahrung darstellt, mit asiatischer Zurückhaltung – jedoch nicht ohne einige Szenen klar mit ihrer Präsenz zu füllen. Auch die Nebendarsteller, allen voran Hyo-jun Park (Princess Aurora), erfüllen ihre Rollen adäquat mit Leben und runden das Geschehen lebendig ab. Eingefangen wird alles von Hyeon-gi Choi, der eine saubere Kameraarbeit abliefert, bei der sowohl die ruhigen als auch die actionreichen Momente passend aufs Material gebannt werden. Positiv fällt bei der Choreographie auf, dass auf „Fliegen“ oder ähnliche Elemente verzichtet, und viel wert auf realistische Auseinandersetzungen gelegt wurde. Schlussendlich verwundert es also nicht, dass dieses filmische Kleinod im Jahre 2004 einer der erfolgreichsten Filme in Südkorea war und als erste Arbeit von Ha Yu in Deutschland veröffentlicht wurde.

Ausstattung:
Das Bild der deutschen DVD aus dem Hause e-m-s bietet gute Farben und eine entsprechende Schärfe, die sich natürlich nicht direkt mit westlichen Produktionen messen kann. Der Kontrast bietet insgesamt ein gutes Resultat, so dass es nicht wirklich Überstrahlungen oder zulaufende Flächen gibt. Ein paar analoge Defekte sind zu sehen, doch sie fallen innerhalb der langen Spielzeit nicht wirklich auf.
Trotz der nicht durchgängigen Action ist auf allen Lautsprechern des 5.1 Systems meistens etwas los, und wenn es nur Umgebungsgeräusche oder die Musik sind. Die Dialogverständlichkeit ist stets sehr gut und auch sonst gibt es bei der Abmischung nichts zu meckern. Die deutsche Synchronisation ist sehr gelungen – Puristen können jedoch gerne auf die Originalspur zurückgreifen, da hierfür Untertitel enthalten sind.
Nicht ganz so üppig sieht es bei den Extras aus, die vor allem aus dem Making of bestehen. Das wäre noch nicht ganz so schlimm, würde es sich dabei nicht nur um B-Roll Schnipsel handeln, die nicht wirklich viel über das „how to“ erzählen. Dafür gibt es nette kleine Einblicke hinter die Kulissen rund um die Darsteller. Je ein Deutscher und Koreanischer Originaltrailer zeigen, wie in Südkorea für den Film geworben wurde – allerdings leider in Letterboxed und nicht anamorph. Ein paar Outtakes sorgen für humorvolle Momente, zeigen aber nicht wirklich Informatives. Als Fleißarbeit haben die Macher noch eine Bildergalerie auf die DVD gepackt, die ganz nett anzuschauen ist.

Fazit:
Wer Gewalt sät wird Gewalt ernten – wie eindrucksvoll in diesem zwischenmenschlichen und sozialkritischen Drama zu sehen ist !!!

© Heiko Henning
14.5.2007


Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.e-m-s.de/dvd.php?name=116244 (externer Link!)




Letzte Aktualisierung: 21.04.2024, 18:58 Uhr
(c) Twilightmag 2024
Version: 5.5