Memento Mori
Originaltitel: Yeogo goedam II Alternativtitel: Memento Mori: Remember the Dead; Whispering Corridors 2; The Ghost Story of Girl's High 2
Darsteller: Kim Min-sun (So Min-ah), Park Yeh-jin (Hyo-shin), Lee Young-jin (Shi-eun), Baek Jong-hak, Han Min, Han Seung-Yeon, Kim Min-hie, Kong Hyo-jin, Park Ji-Yeon
Produktionsfirma: Cine2000
Produktion: ---
Regie: Kim Tae-Yong, Min Kyu-Dong
Drehbuch: Kim Tae-Yong, Min Kyu-Dong
Kamera: Kim Yoon-soo
Musik: Jo Sung-woo als Cho Sung-woo
Schnitt: ---
Verleih: e-m-s
Erstaufführung: 1999 e-m-s 6.1.2005 Südkorea 1999
98:48 Minuten (+ Zusatzmaterial: Making Of 25:26; Music Video 4:19; Original Soundtrack: Main Theme 3:30, Imaging A Birthday Party 2:18, Kyrie Eleison 3:05, Memories In The Diary 1:05, Remembrances Of My 17th Year 4:47, Memento Mori 2:09, 17th Birthday 3:46, Main Theme (Piano Solo) 2:16, Kyrie Eleison (Boys Choir In The Girls School) 2:54, Memento Mori (Boys Choir In The Girls School) 2:08; Originaltrailer 2:37) 2 Seiten Booklet 20 Kapitel
Widescreen 1,85:1 anamorph
Deutsch Dolby Pro Logic, Koreanisch Dolby Pro Logic, Deutsch Dolby Digital 5.1, Koreanisch Dolby Digital 5.1; Untertitel: deutsch
Ländercode: 2 DVD-9 FSK 16
Inhalt:
Nach dem Schwimmen findet die Schülerin So Min-ah auf dem Gelände ihrer Schule ein Tagebuch, welches sie nach einigem Zögern mitnimmt. Fasziniert liest sie die Zeilen von Hyo-shin und Shi-eun, die wechselseitig dieses Buch geführt haben. Beide schreiben über ihre Gefühle zueinander und die Probleme, die sie dadurch mit ihrer Umwelt, und vor allem den Mitschülern und Lehrern haben. Zunächst war es Shi-eun, von der die Annäherung ausging, doch dann erwiderte Hyo-shin die Gefühle mehr als überschwänglich – was schließlich darin gipfelte, dass Shi-eun sich durch den äußeren Druck von ihr distanzierte. Diese Zurückweisung scheint es zu sein, die Hyo-shin dazu veranlasst, sich vom Dach des Schulgebäudes zu stürzen. So Min-ah fühlt sich fortan noch stärker zu Shi-eun hingezogen, doch der Geist von der Selbstmörderin scheint nicht zur Ruhe zu kommen – die seltsamen Ereignisse häufen sich…
Meinung:
Memento Mori, aus dem Lateinischen: Gedenke des Todes, schildert das Leben aus Sicht dreier Schulmädchen, die alle ihre ganz eigene Sicht der Dinge haben. Bereits in der Anfangssequenz entscheidet sich eine der beiden Geliebten für die Liebe, während die andere das Leben wählt. Auch wenn es sich hierbei um eine Traumsequenz handelt, so wird hierin bereits die Quintessenz der Handlung vorweggenommen. Das verwundert im Nachhinein umso mehr, da die eigentliche Geschichte keinesfalls so offen und vor allem gradlinig erzählt wird. Ganz im Gegenteil, denn man fühlt sich teils in die verschachtelte Drehform eines Tarantino hineinversetzt – nur dass hier im Takt der Hormone, und nicht der Kugeln oder Wortspiele, zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her gewechselt wird. Das trägt sicherlich auch abermals hierzulande zu dem schwereren Verständnis seitens des Publikums bei, welches nicht nur mit den Namen der ganzen schwarzhaarigen weiblichen Figuren, die zudem noch alle in Schuluniform herumrennen, sondern auch noch mit der Kategorisierung des Films zum entsprechenden drauf Einstellen, zu kämpfen haben. „Am ersten Tag stirbt ein Mädchen durch Enthauptung – vielleicht hat sie sich erinnert. Am zweiten Tag stirbt ein Mädchen mit abgehackten Beinen – vielleicht kam sie der Wahrheit zu nahe. Am dritten Tag stirbt ein Mädchen mit abgeschnittenen Ohren – vielleicht hat sie die Wahrheit gehört. Am vierten Tag stirbt ein Mädchen mit ausgestochenen Augen – vielleicht hat sie die Wahrheit gesehen. Am fünften Tag stirbt ein Mädchen mit herausgeschnittener Zunge – vielleicht hat sie die Wahrheit ausgesprochen. Am sechsten Tag stirbt ein Mädchen mit abgetrennten Händen – vielleicht hat sie die Wahrheit aufgeschrieben. Am siebten Tag stirbt auch ein Mädchen – vielleicht...“ Suggeriert dieser Text auf dem Backcover, sowie die Tatsache, dass Memento Mori vom Originaltitel her der Nachfolger des ein Jahr zuvor entstandenen koreanischen Horrorfilms Whispering Corridors ist, dass es sich hierbei um einen blutrünstigen Mystery Thriller aus Asien handelt, so folgt die „Ernüchterung“ bereits in den ersten Sekunden des Films, in denen der Text einfach nur vorgelesen wird. Danach folgt zunächst einmal für eine lange Zeit nichts mysteriöses mehr – geschweige denn blutiges. Eine Fortsetzung wollten die Regieneulinge Kim Tae-Yong und Min Kyu-Dong auch keinesfalls schaffen, weshalb der Name (diesmal im deutschen passenderweise anders gewählt) sicher nur aus Marketinggründen gewählt wurde – die einzige inhaltliche Parallele bleibt derweil der Schauplatz in einer Mädchenschule. Zwar gibt es auch hier übersinnliche Elemente, doch diese treten erst spät im Verlauf des Films, und dann auch nur als Analogie zum eigentlichen Thema in Erscheinung. Im Vordergrund steht die Charakterstudie von drei Mädchen, von denen jede in ihrer eigenen Welt lebt, und auf die eine oder andere Weise versucht, auszubrechen. Dabei bewegen sich die Figuren zunächst im Rahmen der üblichen Erlebnisse Pubertierender, was den Zuschauern eine sehr gute Möglichkeit zur Identifikation bietet. Alles wirkt wie im viel zitierten „wahren Leben“, bis schließlich kurz vor dem Finale die übersinnlichen Elemente hinzu stoßen. Sicherlich wird nicht jeder etwas mit der homoerotischen Beziehung anfangen können, doch diese ist so rein dargestellt, dass es auf den Betrachter nicht anders wirkt, als die üblichen Liebeleien zwischen Schülern. Ganz so sahen es die koreanischen Sittenwächter jedoch nicht, da hier gleichgeschlechtliche Liebe immer noch ein großes Tabu ist, weshalb einige der expliziteren Szenen der Schere zum Opfer fielen. Entscheidend sind allerdings die in hemmungsloser Offenheit dargestellten Gefühle der Charaktere, die ganz klar vor Augen führen, mit was für Reglements Heranwachsende ihren täglichen Alltag bestreiten müssen. Kurz nachdem noch ausgelassen miteinander gespielt wurde, schießen die Hormone hervor und ziehen die Gefühle in ganz andere Richtungen. Dabei haben sie jedoch nicht nur mit sich selbst und ihrem Gegenüber klarzukommen, sondern auch mit ihrem Umfeld, welches sie dafür verurteilt, was sie tun, und sich ständig in ihr Leben einmischt. Das Erwachsenwerden wird ganz klar als das gezeigt, was es ist – eine Hölle aus Missverstandenheit und Unsicherheit. Die Schule steht hierbei für eine regulierende Kontrollinstanz, die zum Konformismus zwingt und eben jene aufsteigenden Gefühle versucht im Keim zu ersticken. Eingefangen werden die Bilder von einer stets unruhigen Kamera, da wegen des dokumentarisch authentischen Charakters viel mit Handkamera gearbeitet wurde. Es gibt allerdings auch hier Abwechslung, wie beispielsweise bei einer schnell gefilmten Laufszene gleich zu Anfang, die eindrucksvoll zeigt, was mit einfachen Mitteln alles realisiert werden kann. Was den Zuschauer bei Memento Mori erwartet, ist also schlussendlich ein sehr interessanter Einblick in die Probleme von heranwachsenden Jugendlichen, die sich gegen die Probleme des Erwachsenwerdens, ihre Hormone und ihre Umwelt erwehren müssen – mit ein paar übersinnlichen Elementen versetzt. Für die Authentizität sorgen unter anderem auch die weiblichen Darstellerinnen, allen voran natürlich Kim Min-sun (2009 Lost Memories), Park Yeh-jin (The Rapsody), Lee Young-jin (Into the Mirror), die ihre Rollen sehr plastisch mit Leben erfüllen. Freilich keinesfalls die übliche Kost der „Cine Magic Asia“ Reihe von e-m-s, die eher durch Mystery oder Action hervorsticht. Wer allerdings nicht mit falschen Erwartungen an den Film herangeht und ihn „open minded“ sieht, wird mit Gefühlen belohnt, wie sie keine andere Filmindustrie zu erzeugen vermag. Dafür sprechen auch der „Vision Award for Cinematography“ (Slamdance Film Festival 2001) sowie die Nominierungen für „Best Film“, „International Fantasy Film Award“ (Fantasporto 2001), „Grand Prix Award“ (Paris Film Festival 2001) und „Grand Jury Prize“ (Slamdance Film Festival 2001).
Ausstattung:
Begrüßt wird der Zuschauer mit einem schönen und passenden anamorphen Menü, welches adäquat auf das kommende einstimmt. Das Bild präsentiert sich mit natürlicher Farbe und guten Schärfewerten, die gerade bei einer asiatischen Produktion nicht selbstverständlich sind. Lediglich das teils vorhandene Rauschen und das Überstrahlen, sowie die in dunklen Bereichen wenig erkennbaren Details in sehr hellen Flächen fällt negativ auf.
Der Ton ist ebenfalls grundsolide, ohne Höhen oder wirkliche Tiefen zu offenbaren. Die Dialoge der deutschen Spur sind klar und deutlich verständlich, wenn auch die Stimmen der Synchro etwas zu ähnlich klingen – räumliche Effekte oder großen Einsatz des Subwoofers sollte man jedoch nicht erwarten. Das gibt es in etwas ausgeprägterer Form in der koreanischen 5.1 Variante, doch diese klingt derweil ein wenig dumpf.
An Zusatzmaterial wurde diesmal nicht gespart, und so darf sich der Käufer vor allem erst einmal auf das fast halbstündige Making Of – welches fast wie ein Behind the Scenes wirkt – freuen, in dem der Film aus der Sicht der Schauspielerinnen geschildert wird, und sogar Szenen zu sehen sind, die im Film keine Verwendung gefunden haben. Wie auch im Film werden die asiatische Schriftzeichen und Texte in den Untertiteln mit übersetzt, was die Sorgfalt bei der DVD Erstellung unterstreicht. Ebenfalls nett anzuschauen ist das passende Music Video, welches zusammen mit dem Original Soundtrack für auch separat passende musikalische Untermalung sorgt. Abgerundet wird alles schließlich mit einem leider nicht anamorph abgetasteten Originaltrailer. Was noch ganz nett gewesen wäre, sind Informationen zur Cast und Crew, doch auf dieser deutschen DVD ist bereits mehr Zusatzmaterial enthalten, als es auf der koreanischen von Spectrum der Fall war.
Fazit:
Äußerst lohnenswerter, relativ ruhiger Film über das Grauen des Erwachsenwerdens mit mystischen Fragmenten – in guter DVD Umsetzung !!!
© Heiko Henning
10.3.2005
Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.e-m-s.de/dvd.php?name=115525 (externer Link!)
Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 22:07 Uhr
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