Love Object
Originaltitel: Love Object Alternativtitel: Ein Albtraum aus 100% Latex
Darsteller: Desmond Harrington (Kenneth), Melissa Sagemiller (Lisa), Rip Torn (Novak), Brad Henke (Dotson), John Cassini (Jason), Bryan Crump (seltsamer Lieferjunge), Ellen Greene (Texter Supervisor), Lyle Kanouse (Stan), Udo Kier (Radley), Ward Shrake (Serf -uncredited)
Produktionsfirma: Base 12/Catapult Films
Produktion: Kathleen Haase, Lawrence Levy
Regie: Robert Parigi
Drehbuch: Robert Parigi
Kamera: Jerry Sidell als Sidney Sidell
Musik: Nicholas Pike
Schnitt: Troy Takaki
Spezialeffekte: Brian Penikas
Sex Doll Make-up Effects: Brian Penikas
Verleih:
Erstaufführung: Fantasy Filmfest 4.8.2003 e-m-s 22.7.2004 USA 2003
87:10 Minuten (+ Zusatzmaterial: deutscher O-Trailer 1:51; O-Trailer 1:51; Bio- und Filmographien: D. Harrington 3 Seiten, Rip Torn 7 Seiten, Udo Kier 9 Seiten), 20 Kapitel
Widescreen 1,78:1
Deutsch Dolby Digital Pro Logic, Deutsch Dolby Digital 5.1, Englisch Dolby Digital 5.1; Untertitel: deutsch
Ländercode: 2 DVD-9 FSK: keine Jugendfreigabe
Inhalt:
Kenneth ist ein beruflich sehr erfolgreicher und aufstrebender Autor von Betriebsanleitungen, doch ansonsten ist sein Leben mehr als trostlos – erst als er wegen einem Großauftrag mit der scheinbar unfähigen, aber sehr netten, Lisa eine neue Kollegin zur Seite bekommt, scheint sich das Blatt zu wenden. Zwar kann er ihr denen einen oder anderen technischen Kniff näher bringen, doch durch seine schüchterne und unbeholfene Art wird nicht mehr daraus, was sich zunehmend schlecht auf seine Arbeitsleistung auswirkt. Immer mehr frustriert und wenig durch seine verschämten Besuche im Sexspielzeugladen abgelenkt, bringen ihn zwei seiner Kollegen auf die Lösung seines Problems. Eigentlich sollte es nur ein derber Scherz sein, doch Kenneth findet die äußerst natürlich wirkende Sexpuppe Nikki, die laut seinen Kollegen nur etwas für ganz kranke Menschen ist, sehr ansprechend. Wie in Trance bestellt er das äußerst teure Vergnügen und ohne es zu realisieren verleiht er Nikki das Aussehen von Lisa, nach der ersten „Nutzung“ ist er zunächst enttäuscht, bis er sich die beigelegte CD mit Bedienungsanleitung zu Gemüte führt. Fortan behandelt er Nikki wie ein lebendes Wesen, kleidet sie ein, schminkt sie – mit den bei ihr gesammelten Erfahrungen kommt er schließlich auch Lisa näher, doch dabei hat er die Rechnung ohne seine eifersüchtige stumme Freundin gemacht…
Meinung:
Ist die Technik nicht wunderbar – sie beschert uns so manches, wovon man häufig noch nicht einmal zu träumen wagte, aber ist das auch immer gut? In einer Gesellschaft, die immer gefühlkälter wird, und die Individuen immer skurrilere Wege beschreiten um ihre Bedürfnisse zu befriedigen, scheint es ein nur allzu logischer Fortschritt. Doch kann man die, wie auch immer gearteten, beschworenen Geister auch beherrschen, oder besteht die Gefahr, selbst beherrscht zu werden? Für zehntausend Dollar bekommt der Protagonist eine lebensechte – und wahrscheinlich auch gefühlsechte – Latexpuppe bestellen, die für sich genommen keinen Partner ersetzen kann. Hier ist dann doch die Fantasie des Menschen vonnöten, der, wenn er sich auf das Spiel mit der menschlichen Behandlung einlässt, schon eine recht starke Persönlichkeit sein muss, um nicht irgendwann die Trennlinie zwischen Realität und Spiel verliert. Dieser Gedanke wird von Robert Parigi, wenn auch mit wenig Budget, sehr passend und konsequent umgesetzt. Das wenige Geld wird allerdings mit einer recht kruden Art von Humor mehr als wieder wettgemacht, der sehr gut zu der, mit seiner recht spartanischen und unterkühlt wirkenden Locations partiell fast schon wie ein Bühnenstück anmutenden Inszenierung passt. Sterile Farben und eine an den Blickwinkel der Figur angelehnte Wahrnehmung der Umgebung vermitteln ein recht verstörendes Gesamtbild. Alles andere als unbeteiligt ist dabei natürlich Desmond Harrington (letzter großer Auftritt im Genre: Wrong Turn), der sich auf beängstigende Weise in die Welt des sozial vereinsamten Einzelgängers hineinversetzt, und so wieder einmal sein Können unter Beweis stellt. Melissa Sagemiller, der weibliche Gegenpart, trägt ebenfalls ihr Scherflein bei, auch wenn die Rolle nicht ganz so plastisch angelegt ist. Eine Bereicherung ist wie immer Rip Torn (in letzter Zeit vor allem durch seine Rolle als Chef der MIB positiv aufgefallen), dabei spielt er völlig außer Konkurrenz und verleiht dem Charakter deutlich mehr Größe, als es eigentlich im Drehbuch vorgesehen war. Eine Klasse für sich ist natürlich Udo Kier, dem scheinbar die Rolle des absonderlichen Hauswarts wieder auf den Leib geschrieben wurde – ein guter Film braucht einfach das exaltierte Spiel von Kier um noch besser zu werden. Love Object ist sicherlich nichts für den Freund des auf Effekten oder Blut ausgerichteten Horrors, im Gegensatz zu beispielsweise May, der neben dem Psychogram eines Außenseiters beispielsweise noch ein paar blutigere Szenen bietet. Stattdessen wird der Zuschauer mit einer zunächst recht einfühlsamen Einzelgängergeschichte konfrontiert, die immer weiter in den glaubhaft vermittelten Wahn des Hauptprotagonisten absteigt. Das eher spartanische Set lenkt im ersten Drittel noch ein wenig ab, passt schlussendlich mit seiner unwirklichen Farbgebung gut zum Handlungsfortgang.
Ausstattung:
Das Bild der amerikanischen Produktion liegt in einem, seinem nicht vorhandenen Alter entsprechenden, sauberen anamorphen Transfer vor. Die Schärfe macht einen sehr guten Eindruck und auch der Kontrast gibt keinen Anlass zur Kritik. Die Farben sind, den verwendeten Stilmitteln entsprechend, teils kräftig und – vor allem bei Innenaufnahmen – in eher zurückhaltender Intensität, und so gibt es lediglich mit dem ständig vorhandenen Hintergrundrauschen einen starken Kritikpunkt.
Bei einer solch ruhigen Inszenierung darf man natürlich nicht allzu viel von der 5.1 Spur erwarten, und so kommt vor allem beim Score auch mal der hintere Bereich sowie der Bass zum Einsatz. Wirkliche Direktionalität gibt es dabei freilich nicht, da der Aufwand bei den an einer Hand abzählbaren entsprechenden Szenen dem Aufwand sicher nicht gerecht geworden wäre. Der Center scheint ansonsten etwas dominant abgemischt worden zu sein, was vor allem bei den gut verständlichen Dialogen auffällt.
Positiv ist zu vermerken, dass der Film, wie bei seiner deutschen Erstaufführung auf dem Fantasy Filmfest letzten Jahres, ungeschnitten präsentiert wird – das Zusatzmaterial ist hingegen leider sehr mager ausgefallen, was schon darauf hindeutet, dass man sich bei e-m-s keine sonderlich großen Umsätze mit dem Film verspricht. Dabei sollte es nicht wirklich schwer sein, bei einem so jungen Film zumindest Grundlegende Sachen zu bekommen, zumal ja gerade kleinere Produktionen nicht mit solchen Sachen wie einem Audiokommentar geizen. So gibt es lediglich den deutschen und englischen O-Trailer, Bio- und Filmographien von Desmond Harrington, Rip Torn und Udo Kier.
Fazit:
Sehr interessante, mit wenig Geld produzierte, Studie eines absonderlichen Einzelgängers – leider viel zu unterbewertet !!!
© Heiko Henning
23.7.2004
Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.e-m-s.de/dvd.php?name=115471 (externer Link!)
Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 22:07 Uhr
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