House of 9
Originaltitel: House of 9 Alternativtitel:
Darsteller: Dennis Hopper (Pater Michael Duffy), Kelly Brook (Lea), Hippolyte Girardot (Francis), Peter Capaldi (Max Roy), Susie Amy (Claire Levi), Raffaello Degruttola (Jay), Ashley Walters als Asher D (Al B), Morven Christie (Shona), Julienne Davis (Cynthia), Jim Carter (Der Überwacher –Stimme im Original), Gabriel Spahiu (-uncredited)
Produktionsfirma: Bauer Martinez Studios, Defender Film Found, Lucky 7 Productions Limited
Produktion: Philippe Martinez, Karen Alison Hamilton
Regie: Steven R. Monroe
Drehbuch: Philippe Vidal
Kamera: Damian Bromley
Musik: Mark Ryder, Charles Olins, Will Hoge, Ashley Walters (als Asher D)
Schnitt: Kristina Hamilton-Grobler (als Kristina Hamilton)
Spezialeffekte: Adrian Popescu
Verleih: e-m-s
Erstaufführung: 2005 e-m-s 26.10.2006 UK / Rumänien / Deutschland / Frankreich 2004
86:28 Minuten (+ Zusatzmaterial: Originaltrailer 1:45; Dennis Hopper – Biografie 7 Seiten), 12 Kapitel
Widescreen 1,78:1 anamorph
Deutsch Dolby Digital 5.1, Englisch Dolby Digital 5.1; Untertitel: ---
Ländercode: 2 DVD-5 (4,3 GB) FSK: 16
Inhalt:
Neun Menschen werden mitten aus ihrem Alltag in London gerissen: die ehemalige Tennisspielerin und jetzige Szene Tussi Clair Levi, der Polizist Jay, die sich als Drogendealerin durchschlagende Shona, die Variete Tänzerin Lea, das ehemals reiche Paar Cynthia und Francis, der Modedesigner Max Roy, der aufstrebende Rapstar Al B und der Pater Michael Duffy. Alle finden sich in einer steril wirkenden eher luxeriösen Designer Villa wieder, die komplett verriegelt ist – die Fenster sind zugemauert, die Türen mit Metalltoren verschlossen. Als sie sich gerade der Lage klar werden meldet sich eine Stimme aus Lautsprechern, die den Gefangenen die Lage erklärt: sie sind nun alle Versuchskaninchen zum Thema menschlicher Charakter. Allerdings dient diese Inszenierung mit 75 Kameras und Mikrofonen nur der Unterhaltung des Gastgebers – der letzte der das Haus verlässt – lebend – darf gleich noch 5 Millionen Dollar sein Eigen nennen. Durch die unterschiedlich ausgewählten Charaktere, die ständige Erhöhung der Raumtemperatur und nicht zuletzt der Rationierung der Lebensmittel kommt es schnell zu Reibungen. Der zu Anfang gefasste Entschluss sich gegen die Verlockung der Freiheit und des Geldes zu stellen beginnt langsam aber sicher zu wanken und die Waffe, die dem Polizisten gelassen wurde wird immer mehr zum Streitobjekt…
Meinung:
Nach den ersten zehn Minuten fühlt sich der Zuschauer an einige andere Filme erinnert: als erstes fallen da sicherlich SAW 2 (für ein sadistisches Spiel in ein Haus eingeschlossene Gruppe) und Cube (Personen werden scheinbar grundlos eingesperrt und eine Psychostudie beginnt) ein. Doch auch Streifen wie Halloween Resurrection (ebenfalls Gruppenterror im Haus), 13 Geister (die Sterilität und Ästhetik des Hauses) und sogar Hostel (sadistische Menschen quälen zum Privatvergnügen andere) tauchen als Fragmente auf. Allerdings müssen diese ganzen Ähnlichkeiten relativiert werden, denn zum einen ist kaum ein Film heute noch komplett innovativ und zum anderen gibt es weniger Zusammenhänge als es auf den ersten Blick scheint. House of 9 ist beispielsweise vor SAW 2 entstanden, womit die Gemeinsamkeiten zufälliger Natur sind – Cube handelt zwar ebenfalls von eingeschlossenen Menschen, doch dieser Bestandteil ist so ziemlich der einzige nicht neue des innovativen Streifens. Im Gegensatz zu einigen Vertretern des Genres liegt auch das Hauptaugenmerk nicht im kreativen Abschlachten der Charaktere sondern bei dem Psychospiel zwischen den einzelnen Individuen. Halloween Resurrection ist selbst ein Sammelsurium von – nennen wir es mal – Zitaten, 13 Geister faszinierte vor allem durch den sterilen Ort und dessen Inszenierung, was auch bei House of 9 ein wichtiger Bestandteil ist. Das Haus, welches als Hintergrund für fast den gesamten Film dient, ist steril aber stilvoll eingerichtet; es erzeugt durch Zimmeranordnung und fehlende Bezüge zur Außenwelt eine nette klaustrophobische Grundstimmung – außerdem bieten die Räumlichkeiten einen glaubhaften Bezug zu den Hintermännern. Es verwundert diesbezüglich nicht, dass diese Szenen in Bukarest entstandenen sind, nicht nur aufgrund des Budgets – lediglich die Eingangssequenzen wurden tatsächlich in London gefilmt. Etwas weniger offensichtlich sind nämlich die Parallelen zu Hostel: die Willkür von Reichen und Mächtigen, die ihre Mitmenschen einfach zur Befriedigung ihres arroganten Sadismus zu Tode quälen. Allerdings werden hier die Stärken des filmischen Kollegen nicht ausgespielt, da die Beweggründe wie auch die Sadisten nicht wirklich in Erscheinung treten. Das Hauptaugenmerk liegt ganz klar auf dem Verhalten der festgehaltenen Personen, deren Reaktionen auf das Psychospiel langsam aber sicher immer härtere Formen annehmen. Leider sind dabei die Charakterisierungen von Drehbuch Neuling Philippe Vidal teils recht klischeehaft ausgefallen – auf den ersten Blick scheint beispielsweise die Personifizierung eines Schwarzen als Aggressor mutig, doch schnell wird klar, dass hier alte Stereotypen Verwendung finden. Jede Figur entspricht in dem einen oder anderen Punkt einem typischen Vorurteil (Background entspricht Charakter), was leider auch in mancher Situation die Reaktionen etwas vorhersehbar macht. Es passt einiges einfach zu gut: ein straighter Polizist, der dank seiner ihm belassenen Dienstwaffe auch gleich die Leitung der Gruppe übernimmt, ihm zur Seite steht ein Priester der stets versucht es allen recht zu machen, damit die Lage nicht eskaliert. Für das Anheizen des sozialen Feuers sorgen dann möglichst konträre Charaktere die entsprechend ihres Hintergrunds überzogen werden. In den ersten fünf Minuten, werden vier der neun Menschen mitten aus ihrem Alltag gerissen, was schon mal für ein wenig mehr Dimension sorgt. Danach folgt eine Charakterstudie über ein knappes Drittel der Spielzeit bis es dann Schlag auf Schlag zur Sache geht – leider werden bei dieser Gelegenheit nur die Klischees weiter ausgerollt und wirkliche Plastizität wird nicht zutage gefördert. Während dieser Zeit wird jedoch auch zum Glück noch das Psychospiel zwischen den Charakteren im Hintergrund geschürt und Konfliktpotential gebildet, um sich dann kurz und schmerzhaft in dem ersten Todesfall zu entladen. Ab diesem Zeitpunkt kreist der Amboss – nicht auf extrem heftige Weise, aber doch mit einigen blutigen Einlagen. Die latent vorhandenen Aggressionen und vor allem Psychosen setzen sich dann recht glaubhaft durch, und das mit- und gegeneinander entwickelt eine adäquate Dynamik, wenn auch einige Darsteller über das Ziel hinaus schießen. An diesem Punkt liegt nämlich eines der Probleme des Films: die Darsteller rangieren zumeist auf TV Niveau, was angesichts der Chancen schade ist. Selbst Dennis Hopper erreicht nicht sein mittlerweile übliches durchschnittliches Niveau, was vielleicht auf die Führung von dem Regisseur Steven R. Monroe zurückzuführen ist. Sicherlich kommt erschwerend hinzu, dass für die Produktion nicht das benötigte Budget zur Verfügung stand – hier wäre noch einiges möglich gewesen, was den Film aufgewertet hätte. Was den Film trotz der wenig zur Verfügung stehenden Finanzen rettet, ist die Kameraführung von Damian Bromley, der durch geschickte Fahrten und Einstellungen die Räume eine besondere Bedrohlichkeit ausstrahlen lässt. Was hingegen überhaupt nicht passt sind die an MTV erinnernden Schnittfolgen mit alleiniger und lauter Musikuntermalung, die teilweise fast schon als Videoclips durchgehen würden. Sehr versöhnlich dürfte das Finale sein, welches so manchem Zuschauer eine nette Überraschung beschert, da an dieser Stelle recht innovativ gearbeitet wurde. Schlussendlich bleibt festzuhalten, dass House of 9 sicherlich um einiges besser wegkommen würde, wenn er nicht gegen so bekannte Vorgänger bestehen müsste – reiht er sich leider eher im Mittelfeld ein, wenn auch sehr gute Ansätze vorhanden sind.
Ausstattung:
Gleich beim ersten Blick auf die DVD Hülle fällt positiv auf, dass hier nicht mit einem der artverwandten Kollegen geworben wird. Von dieser Warte aus gesehen macht der Film auch wirklich Spass und bietet, wie erwähnt, echte Höhepunkte. Das Bild der DVD ist gerade für einen günstiger produzierten Film erstaunlich gut ausgefallen – der Kontrast ist beispielsweise angenehm ausgewogen. Die Farben wirken adäquat unterkühlt, was durchaus im Sinne des Regisseurs liegen dürfte. Lediglich das mehr oder minder starke Rauschen stört den Bildgenuss ein wenig.
Sowohl der originale Ton wie auch das deutsche Pendant sind recht frontlastig, was bei einem eher auf Dialoge als auf Action angelegten Film nicht weiter verwundert. Auch der Score bringt kaum Direktionalität ins Spiel, weshalb die hinteren Boxen meist stumm bleiben. Etwas unpassend ist bei der deutschen Synchro der eher warme Klang, der im Original noch sehr unterkühlt – passend zu den Bildern – ausfällt.
Die Extras fallen mit einem Originaltrailer (nicht anamorph) und einer Dennis Hopper – Biografie sehr mager aus. Was das Menü angeht, so wirkt die Hintergrundmusik für einen Thriller oder Horrorfilm eher unpassend – nach dem Film scheint die Wahl hingegen nachvollziehbar. Der Film sollte anscheinend zunächst von Sunfilm vor anderthalb Jahren veröffentlicht werden, aber der Lizenzgeber ging Pleite – nun hat sich e-m-s zum Glück House of 9 angenommen, so dass Interessierte ihn sich zu Gemüte führen können.
Fazit:
Für sich gesehen ein lohnenswerter Film mit klaren Stärken und Schwächen !!!
© Heiko Henning
11.11.2006
Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.e-m-s.de/dvd.php?name=116124 (externer Link!)
Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 22:07 Uhr
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