The Horror Anthology Vol. 6
Hell’s Resident
Originaltitel: Películas para no dormir: Para entrar a vivir Alternativtitel: Films to Keep You Awake: To Let
Darsteller: Macarena Gómez (Clara), Nuria González (Portera), Adrià Collado (Mario), Ruth Díaz (Frau), Roberto Romero (Sohn von Portera), David Sandanya (Baby)
Produktionsfirma: Filmax International
Produktion: Álvaro Augustín, Julio Fernández
Regie: Jaume Balagueró
Drehbuch: Jaume Balagueró, Alberto Marini
Kamera: Pablo Rosso
Musik: Roque Baños
Schnitt: Frank Gutierrez
Visual Effects: Laura Maynadé
Verleih: e-m-s
Erstaufführung: 2006 e-m-s media AG 4.1.2007 Spanien 2006
66:33 Minuten (+ Zusatzmaterial: The Horror Anthology Trailershow: The Baby´s Room 1:52, Spectre 1:50, Blame 1:54, A Real Friend 1:54, Xmas Tale 1:45, To Let 1:58), 14 Kapitel
Widescreen 1,78:1 anamorph
Deutsch Dolby Digital 5.1, Spanisch Dolby Digital 5.1, Deutsch DTS; Untertitel: deutsch, deutsch Credits
Ländercode: 2 DVD-9 (5,76 GB) FSK: 16
Inhalt:
Ein altes, heruntergekommenes Haus, dreckiges Geschirr mit Maden dazwischen, eine verletzte Frau läuft mit ihrem Kind an die Brust gedrückt durch die Wohnung… Clara wird von ihrem Mann Mario abgeholt und dieser möchte direkt mit ihr zu einer weiteren Wohnungsbesichtigung, wozu er sie jedoch erst einmal tatkräftig überreden muss, nicht zuletzt, weil er voreilig die eigenen vier Wände verkauft hat. Auf der Fahrt in einen Außenbezirk von Madrid schläft die schwangere Frau ein, um bei strömendem Regen in einer verlassenen Industriegegend aufzuwachen. Da Mario das Haus doch noch findet und die Maklerin Portera plötzlich neben dem Wagen steht, sieht sich das Paar die Wohnung zumindest mal an, obwohl schon von vornherein klar ist, dass Clara hier nicht einziehen will. Als sie das dann auch noch der Maklerin gegenüber lauthals kundgetan hat, Mario seine in den Müll geworfenen alten Schuhe und Clara ein unbekanntes Foto mit ihnen beiden als Motiv in der fremden Wohnung findet, erscheint das Haus nicht nur als Bleibe unzumutbar. Es stimmt etwas ganz und gar nicht, und bei dem Versuch die Wohnung zu verlassen rastet Portera aus, schlägt Mario nieder und verfolgt Clara – die Jagd hat begonnen…
Meinung:
Der letzte Beitrag der sechsteiligen spanischen Filmreihe ist zugleich der kürzeste, mit Abstand beste und spannendste. Jaume Balagueró (Fragile, Darkness) sorgte bereits mit seiner ersten großen Regiearbeit The Nameless, den er damals selbst mit produzierte, für einiges Aufsehen und Begeisterung bei Freunden der phantastischen Unterhaltung. Wie bei seinen meisten Projekten hat Balagueró auch bei Hell’s Resident wieder am Drehbuch mitgeschrieben, was auf jeden Fall schon mal eine interessante Geschichte verheißt, wenn sie diesmal auch nicht sonderlich vielseitig ausfällt. Das bewahrheitet sich schon in den ersten Minuten, in denen nach einem scheinbaren Vorgriff aufs Finale zunächst einmal die beiden Hauptakteure vorgestellt werden. Wie bei fast allen seinen, als auch den anderen Filmen der Serie, sind auch hier die Figuren in der normalen Arbeiterklasse angesiedelt – wie du und ich halt. Regietechnisch schmeißt sich Balagueró dann voll ins Zeug und erschafft so den eigentlichen Reiz des Films – die Inszenierung. Bereits wenige Minuten nach der Einführung fährt das junge Pärchen nicht mehr durch das sonnige, farbenfrohe Madrid; der Wagen muss sich vielmehr einen Weg durch strömenden Regen und scheinbar ausgewaschene Straßen bahnen. Dabei wird es zwar dunkler, aber auf die für den Regisseur typische Dunkelheit wird verzichtet. Wie ein Vorhof zur Hölle wirken die menschenleeren Straßen und bedrohlich grauen Gebäude, die am ehesten nach Industrieanlagen aussehen. Im krassen Gegensatz dazu sind die Menschen, wie beispielsweise die Maklerin in einem knallgelben Regenmantel, teilweise geradezu grotesk hervorgehoben. Später gibt es auch noch sehr nette Farbeffekte wie die eines Elektroschockers, der eine kalt blaue Blitzaura verteilt. Pablo Rosso wird zu Stilelementen wie wackeliger Kameraführung angehalten, wobei diese nicht für dokumentarischen Charakter über die gesamte Spielzeit herangezogen wird, sondern punktuell als Sinnbild für Aggression. Das wirkt zwar in den ersten Augenblicken etwas ungewohnt, doch bereits nach kurzer Zeit bemerkt man nicht mehr direkt das Stilmittel an sich, sondern dessen Effekt: Spannung. Dazu trägt auch bei, dass aktuelle Technik wie ein Mobile Verwendung findet, und nicht zufällig aufgrund der Abgeschiedenheit keinen Empfang hat – nein, die hilflose Frau kann mit der Polizei telefonieren. Dann kommen alptraumhafte Déjà-vue Momente, und es stellt sich die Frage, was denn nun real ist – das Verwirrspiel wird aber schnell wieder aufgehoben. Das Tempo ist enorm, und es geht sehr schnell zur Sache, so dass dem Zuschauer keine Zeit zum Luftholen bleibt und der Puls ständig auf Anschlag ist. Es herrscht ständig blanker Terror vor, der durch logisch agierende Figuren, die nicht erst einmal an der Ecke stehenbleiben, damit der Killer hinterherkommt, und starkes mit fiebern auf die Spitze getrieben wird. Das gilt auch für so manch blutige Szene wie die, in dem ein Abflusshäcksler eine wichtige Rolle spielt – es wird mit der Erwartungshaltung gespielt, bis der Zuschauer auf hundertachtzig ist. Ähnlichkeiten zu anderen Filmen gibt es am ehesten mit See no Evil (abgelegenes, heruntergekommenes Haus mit verrückter Frau) und Hostel (realitätsnahe Umsetzung von heute leider möglichen Horrorszenarien). Die verrückte Frau hebt sich angenehm von ihren amerikanischen Kolleginnen ab, weil sie einfach … glaubhafter durchgeknallt ist. Die Story ist zwar in einem Punkt vorhersehbar, doch der Rest inklusive des konsequent umgesetzten Endes (das wäre in Amiland auch gegen den Baum gelaufen) kann mehr als überzeugen. In den gesamten 66 Minuten kommt der Zuschauer trotz eher schmaler Story keine Sekunde zur Ruhe, weil die Spannung mit diesen wenigen handlungstechnischen Elementen enorm in die Höhe getrieben wird. Die wenigen Darsteller (der Film ist fast wie ein Kammerspiel ausgelegt) leisten erstaunliches – allen voran natürlich Nuria González als zunächst nur übliche umtriebige Maklerin die das Blaue vom Himmel herunter lügt um zu verkaufen, dann als völlig durchgeknallte Mörderin. Man sieht der TV Darstellerin die Freude am Spiel ganz deutlich an, und es wird wieder einmal klar, wie haushoch unbekannte Darsteller hochbezahlten Kollegen überlegen sein können. Mit den diabolischen Grimassen und entsprechenden Gesten sollte sie in der Öffentlichkeit aufpassen, da der Weg in die Klapse nicht weit scheint. Ähnlich sieht es bei Macarena Gómez als verzweifelt um ihr Leben und ihre Freiheit kämpfende Frau und Adrià Collado als ihr Ehemann aus, der leider handlungstechnisch eine gewisse Zeit außer Gefecht gesetzt ist. Die panische Angst und teilweise auch Wut ist vor allem Frau Gómez geradezu ins Gesicht gemeißelt, so dass man einfach mit fiebern muss, bis man Fingernagelabdrücke in den Handballen hat. Das wird auch durch die – gerade für TV Verhältnisse – nicht gerade zimperlich eingesetzte Gewalt nicht anders, eher im Gegenteil. Bereits mit dem gleich zu Anfang auf einen Kopf niederschlagenden Toaster wird dem Zuschauer ganz anders, angesichts der realistischen Inszenierung. Auch direkt blutige Momente gibt es zu sehen, bei denen zwar nichts explizit draufgehalten, aber auch zu keinem Zeitpunkt frühzeitig abgeblendet wird. Mit Hell’s Resident oder To Let, wie er im englischen heißt, liegt nicht nur der letzte, sondern auch der beste Teil vor, der somit den bisherigen Favoriten The Baby’s Room (Álex de la Iglesia) auf Platz zwei verdrängt.
Ausstattung:
Die Farben der DVD sind erwartungsgemäß, bis auf wenige Ausnahmen, blass und wirken flau – das liegt allerdings an der Inszenierung und ist in jeder Sekunde gewollt. Nicht gewollt ist hingegen das teils vorhandene Hintergrundrauschen, welches jedoch nicht wirklich störend auffällt. Insgesamt gehört das Bild zu den besseren der Filmreihe und braucht sich vor aktuellen Kinoveröffentlichungen nicht verstecken.
Beim Ton gibt es diesmal auch im hinteren Bereich etwas zu hören, wobei keine Blockbuster Effekte bei einer TV Produktion erwartet werden können. Die Dialogverständlichkeit ist in allen drei Spuren gut und dank der adäquaten Synchronisation gibt es keinen Grund, auf die vorhandenen deutschen Untertitel zurückzugreifen. DTS kann leider wieder einmal nicht überzeugen, da leiser abgemischt wurde und so der eigentliche Reiz des sonst druckvolleren DTS fehlt.
Einziger Kritikpunkt ist wieder einmal das – bis auf Trailer zu allen sechs Filmen der Reihe – nicht vorhandene Zusatzmaterial. Das schreit förmlich nach einer Box mit allen Teilen sowie einer zusätzlichen DVD, welche zumindest ein wenig zusammengeklaubte Extras bietet. Für Besitzer der einzelnen DVDs wäre es natürlich schön, wenn die Scheibe dann auch noch einzeln zu haben wäre (man wird doch träumen dürfen…).
Fazit:
Glorreicher Abschluss der Serie und bester Beitrag zugleich – Horror pur mit nervenaufreibender Inszenierung !!!
© Heiko Henning
27.2.2007
Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.e-m-s.de/dvd.php?name=116084 (externer Link!)
Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 22:07 Uhr
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