Galerie des Grauens #01
Die Todeswolke von Monteville
Originaltitel: The Trollenberg Terror Alternativtitel: The Crawling Eye, Creature from Another World, The Creeping Eye, The Flying Eye, Trollenberg Horror
Darsteller: Forrest Tucker (Alan Brooks), Laurence Payne (Philip Truscott), Jennifer Jayne (Sarah Pilgrim), Janet Munro (Anne Pilgrim), Warren Mitchell (Professor Crevett), Frederick Schiller (Mayor Klein), Andrew Faulds (Brett), Stuart Saunders (Dewhurst), Colin Douglas (Hans), Derek Sydney (Wilde), Richard Golding (erster Dorfbewohner), George Herbert (zweiter Dorfbewohner), Anne Sharp (deutsche Frau mit Kleinkind), Leslie Heritage (Carl), Jeremy Longhurst (erster Bergsteigerlehrling), Anthony Parker (zweiter Bergsteigerlehrling), Theodore Wilhelm (Fritz), Garard Green (Pilot von Suchflugzeug), Caroline Glaser (kleines Mädchen), Jack Taylor (Jim)
Produktionsfirma: Tempean Films
Produktion: Robert S. Baker, Monty Berman
Regie: Quentin Lawrence
Drehbuch: Jimmy Sangster Vorlage: Peter Key
Musik: Stanley Black
Kamera: Monty Berman
Schnitt: Henry Richardson
Special Effects: Les Bowie
Verleih: Anolis Entertainment
Erstaufführung: England 7.10.1958 (London), USA 31.12.1958, Deutschland 24.7.1959, Anolis Entertainment 15.6.2009 USA 1958
80:40 Minuten (+ Zusatzmaterial: Englische Titelsequenz 1:29; Super 8 Fassung 16:00; Trailer Deutsch 1:53; Original Trailer Englisch 1:50; US_Trailer Englisch 1:26; US-Double Feature Trailer 0:54; Demnächst in der Galerie des Grauens 2:09; Bildergalerie 3:17; Filmprogramm 2:02; Werberatschlag 2:38), 16 Kapitel
1,66:1 anamorph
Deutsch Dolby Digital 2.0, Englisch Dolby Digital 2.0, Audiokommentar Rolf Giesen und Joachim Thunack Dolby Digital 2.0, Audiokommentar John Carpenter Dolby Digital 2.0; Untertitel: deutsch, deutsch Audiokommentar John Carpenter
Ländercode: 2 DVD-9 (,03 GB) FSK: ---
Inhalt:
Drei Studenten besteigen den Berg Monteville, bis einer von ihnen schreit und an den anderen beiden vorbei fällt – wie sich herausstellt ohne Kopf. Die beiden Schwestern Sarah und Anne Pilgrim sind auf dem Weg nach Genf, als sie am Monteville und dem darunter liegenden Schweizer Dorf Trollenberg vorbeikommen. Die hellseherisch begabte Anne bekommt eine starke Vision und wird kurz ohnmächtig – der mitfahrende Alan Brooks ist ihr sofort behilflich und bietet gleich einen Whisky an. Er ist es auch, der Anne beipflichtet, als diese wie unter Hypnose darauf besteht in Trollenberg auszusteigen, zumal er selbst dort auch aussteigt. Spätestens als der hiesige Hotelier von Brooks nonchalant zum Schweigen gebracht wird, als dieser von den Geschehnissen vor Ort berichten will, wird klar, dass der Mann etwas zu verbergen hat. Auch dem Reporter Philip Truscott wird die kalte Schulter gezeigt, was Informationen angeht, doch das Böse, dass hier für immer mehr Tote sorgt lässt sich nicht länger verbergen…
Meinung:
Nach dem großen Erfolg der britischen TV Serie The Quatermass Experiment unter der Regie von Rudolph Cartier und aus der Feder des Drehbuchautoren Nigel Kneale, der sich damit nicht nur seinen Namen machte, sondern auch noch die Serie nach über fünfzig Jahren (!) wieder ins Fernsehen bringen konnte, wurde eine Welle an phantastischen Stoffen losgetreten. Kurz nach der Veröffentlichung des zwei Jahre nach der Serie folgenden Kinofilms The Quatermass Xperiment lieferte Peter Key die Vorlage für die Regiearbeit von Quentin Lawrence: The Trollenberg Terror. Auch diese Serie war so erfolgreich, dass zwei weitere Jahre später ein Kinofilm folgte – der Regieposten blieb mit Lawrence besetzt, für den es der erste Kinofilm war, doch das Drehbuch verfasste kein geringerer als Jimmy Sangster (Dracula, Frankensteins Fluch, XX unbekannt), der vor allem für seine Arbeit bei den Hammer Studios zu einer festen Institution des englischen Horrorfilms wurde. Er arbeitete den Serienstoff zu einem Film um, was leider zu einigen losen Handlungsfäden und scheinbar völlig nutzlosen Charakteren führte. Beispielsweise hatte der Skandalreporter – gespielt von Philip Truscott, der diesen Part bereits in der Serie innehatte – sicherlich mehr Daseinsberechtigung als einmal unangenehme Fragen zu stellen, damit die Hauptfigur noch ein wenig mehr geheimnisvoll ausweichen kann. Auch die Hintergründe über die Geschehnisse in den Anden, wo es einen ähnlichen Fall gegeben hat, werden nur angesprochen – kein Wort darüber wie man dort vorgegangen ist oder ähnliches. Doch das deutlichste Beispiel ist die übersinnlich begabte Anne Pilgrim, die nach einem kurzen Intermezzo am Anfang eigentlich nur noch als Opfer und Ziel außerirdischer Attacken dient, obwohl nie geklärt wird warum das so ist. Angenehm fällt die Übernahme von Grundthemen wie der Angst vor Radioaktivität als bösem und lebensgefährlichem Übel mitsamt Zombies als logischem Resultat auf. Der Wissenschaft wird, im Gegensatz zu den angloamerikanischen Kollegen, deutlich mehr Gewicht und Screentime zuteil als dem Militär, welches lediglich mal ein paar Bomben werfen darf. Damit man auch jenseits des großen Teiches an der Kinokasse auf der sicheren Seite war, fiel die Wahl des Hauptdarstellers auf Forrest Tucker (sonst eher als Western Darsteller bekannt), der passenderweise im Vorjahr die Hauptrolle im Hammer Film Yeti, der Schneemensch aus der Feder von Nigel Kneale bestritt. Seine Performance ist routiniert und er wertet den Film mit einer tieferen Darstellung der flach angelegten Figur auf. Ihm zur Seite wurden die TV Aktricen Jennifer Jayne und Janet Munro gestellt, die im Rahmen ihrer eng gesteckten Rollen gute, teilweise einfühlsame Arbeit abliefern. Der Rest der Cast liefert sich zwar keine groben Schnitzer, doch alleine durch die blass gezeichneten Figuren bleiben sie stark im Hintergrund und dienen eher als Interaktionsmöglichkeit für den Leading Charakter. Quentin Lawrence (Das Geheimnis der Blutinsel) zeigt sich nicht ganz so sensibel bei der Inszenierung, denn die Figuren bleiben hinter ihren Möglichkeiten zurück. Dafür geht es zu wie bei guten Freunden: jeder gibt jedem erst mal was – natürlich alkoholisches – zu trinken oder Zigaretten (wobei hier schon der eine oder andere Nichtraucher zu Wort kommt). Auch andere Kleinigkeiten sorgen dafür, dass der Film einen ganz eigenen Charme verbreitet und für schwarz/weiß und Science Fiction Nostalgiker eine echte Entdeckung darstellt. Etwas Blut gibt es auch zu sehen – ohne Selbstzweck wie man es mittlerweile gewohnt ist – doch das Meiste spielt sich im Off ab, was für einige schaurige Momente sorgt. Auch Trash Freunde dürften auf ihre Kosten kommen, denn die Special Effects aus der Hand des ebenfalls mit den Hammer Studios bekanntgewordenen Les Bowie (Dracula, XX unbekannt, The Quatermass Xperiment) sind bedingt durch das erschreckend niedrige Budget des Films deutlich über der Grenze des Ernstzunehmenden. Dies ist auch der Grund, warum sich der SFX Mann sich selbst nicht gerne an den Film zurückerinnerte und etliche Szenen mit Grausen ansah. Bereits in den ersten Minuten fällt das billige Setdesign stark auf, wenn Bergsteiger auf offensichtlichen Styroporklötzen herumbalancieren, auf welchen ein heruntergefallener Metallgegenstand einen dumpfen Ton erzeugt. Die Hintergründe bestehen aus vor einem wenig überzeugenden Matte Paintings, die weder von der Farbgebung noch den Lichtverhältnissen zum Vordergrund passen. Zu allem Überfluss findet die gesamte Spielzeit über der gleiche Hintergrund Verwendung, wovon sich der Zuschauer dann und wann vom eigentlichen Geschehen ablenken lassen könnte. Auch die Modelle von Gebäuden und ganzen Landschaftsabschnitten zur Realisierung von Nebelwolken wirken niedlich bis lächerlich – je nach Betrachter. Es fanden auch völlig fremde Szenen aus Archiven oder ähnlichem, wie beispielsweise Bombenabwurf oder Flugzeugaufnahmen, Verwendung, was angesichts des komplett anderen Materials hervorsticht. Was aber unbestreitbar den Trashfaktor in ungeahnte Höhen schießen lässt sind die Szenen in denen Tentakelwesen ganz oder teilweise zu sehen sind. Tentakel die nach Schläuchen an Drähten aussehen, ein statischer Korpus und einzig das Auge bewegt sich ein wenig – untermalt mit coolen Geräuschen. Auch zu seiner Zeit waren diese Monster cheesy, wie es so schön heißt, doch die Ideen und nicht zuletzt der Nebel sorgten für angenehm schaurige Atmosphäre, so dass der hierzulande unbekannte Film vor allem in Amerika seine Fans fand. Es finden sich nicht nur Ausschnitte in Mystery Science Theater 3000, der Film inspirierte beispielsweise Stephen King zu seiner Novelle Der Nebel und John Carpenter zu The Fog – Nebel des Grauens. Was den deutschen Titel angeht, so bleibt der Grund hierfür wieder einmal dem damaligen deutschen Verleiher Lehmacher Filmverleih vorbehalten. Im englischen Original gibt es nur den Begriff Trollenberg, welcher in der deutschen Fassung lediglich für den Ort und nicht den Berg verwendet wird – aber immerhin erscheint er noch besser als der reißerische und auf die falsche Stelle verweisende The Crawling Eye.
Ausstattung:
Über 50 Jahre nach seiner Veröffentlichung erscheint Die Todeswolke von Monteville als würdevoller Auftakt der „Galerie des Grauens“ von Anolis Entertainment. Diese Filmserie ist auf zehn vergessene Perlen angelegt und jeweils auf 1000 Exemplare limitiert – durch die enorme Nachfrage sind diese jeweils schnell vergriffen. Dieser erste Film wird zudem mit einem äußerst ansprechenden und gut gearbeiteten Schuber angeboten, in welchem alle Filme der Sammlung Platz finden. Bereits nach dem Einlegen zeigt sich mal wieder die Liebe zum Detail, die von Anolis an den Tag gelegt wird: nach dem auf Retro schwarz/weiss getrimmten Logo gibt es einen extra produzierten Serienteaser. Leider ist jedoch beides nicht überspringbar, was beim wiederholten Einlegen etwas gängelt. Ein wenig überraschend ist die Tatsache, dass der Film nicht noch mal der FSK vorgelegt wurde, um die mittlerweile mehr als veraltete Einstufung ab 18 Jahren revidieren zu lassen – dadurch gestaltete sich schließlich der Vertrieb ohne Freigabe etwas schwieriger. Technisch wurde jedoch wieder exzellente Arbeit abgeliefert, denn das Bild ist für einen solch alten Film berauschend erstklassig ausgefallen. Die Schärfe liefert stets gute Werte und bietet saubere Übergänge und Verläufe. Auch beim Kontrast gibt es nichts zu meckern, genauso wenig wie bei der Kompression die still im Hintergrund bleibt.
Der Ton wirkt aufgeräumt und sowohl die deutsche als auch die englische Spur bieten gute bis sehr gute Dialogverständlichkeit. Wie seinerzeit üblich ist die Synchronisation etwas blechern und ein wenig steril, während der Score etwas in den Hintergrund tritt. Aufgrund der gut gewählten Synchronstimmen und der Gesamtqualität besteht jedoch kein Grund auf die Originalspur zu wechseln.
Das Zusatzmaterial ist einer Special Edition würdig, sowohl von der Quantität als auch vor allem der Qualität her. Die Englische Titelsequenz macht den Anfang und offenbart vor allem den englischen Originaltitel, während die Super 8 Fassung leider wenig Neues bietet und durch ihre Überstrahltheit eher Sammlerherzen erfreut. Eine wahre Sammlung gibt es bei der Werbung: Trailer Deutsch, Original Trailer Englisch, US-Trailer Englisch sowie der US-Double Feature Trailer mit Strange World of Planet X (US Titel Cosmic Monster), in welchem Forest Tucker ebenfalls die Hauptrolle bekleidet. Eigenwerbung darf mit Demnächst in der Galerie des Grauens auch nicht fehlen und abschließend sind Bildergalerie, Filmprogramm und Werberatschlag dabei. Bei den Tonspuren finden sich außerdem noch zwei Audiokommentare – der erste mit dem deutschen Filmwissenschaftler Rolf Giesen und Joachim Thunack, der vor allem Perry Rhodan Begeisterten durch seine Fanfilm Projekte ein Begriff sein dürfte. Der Kommentar ist nicht hundertprozentig durchgängig (es gibt ein paar Passagen ohne Kommentar), aber das eigentliche Problem ist der zum Teil nicht vorhandene Bezug zum Film, denn die nicht als Redner geborenen Kommentatoren beschäftigen sich partiell eher mit sich oder Begebenheiten die nichts mit Die Todeswolke von Monteville zu tun haben. Es gibt jedoch auch einige interessante filmhistorische Hintergründe sowie das Zitieren des deutschen FSK Urteils. Das weltweite Unikum der DVD ist jedoch der Audiokommentar von John Carpenter, welcher exklusiv hier enthalten ist. Da der Regisseur die Inspiration der Wesen im Nebel bei seinem Filmklassiker The Fog aus The Crawling Eye zog, den er als Jugendlicher gesehen hat, kamen die Macher von Anolis auf die Idee, ihn einfach zu fragen ob er einen Kommentar zum Film sprechen würde. Carpenter erklärte sich sofort bereit und so wird diese DVD sicher auch im Ausland zu einem begehrten Sammlerstück werden. Vor allem weil nicht nur einige interessante Gedanken zu dem Gesehenen, sondern auch zu Carpenter selbst und seinem Schaffen Erwähnung finden.
Fazit:
Wieder einmal der Beweis dafür, dass Anolis eines der besten deutschen Labels ist – Pflichtkauf !!!
© Heiko Henning
2.7.2010
Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.icatchermedia.de/shop/article_0001/Die-Teufelswolke-von-Monteville.html (externer Link!)
Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 22:07 Uhr
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