Friend

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Originaltitel: Chingoo Alternativtitel: Chingu, Chin goo
Darsteller: Yu Oh-seong als Yoo Ohsung (Lee Jeong-suk), Jang Dong-Kun (Lee Han Dong-su), Seo Tae-hwa (Sang-taek), Jeong Un-taek (Jeong-ho), Gi Ju-bong, Ju Hyeon, Kim Bo-kyeong, Jin-sook, Chang Yun
Produktionsfirma: Cowell, Zemiro, Simmani
Produktion: Seok Myeong-hong
Regie: Kwak Kyung-Taek
Drehbuch: Kwak Kyung-Taek
Musik: Choi Man-Sik als Choi Man-shik, Choi Sun-shik
Kamera: Hwang Ki-seok
Schnitt: Park Gok-ji
Verleih: e-m-s
Erstaufführung: Südkorea 31.3.2001 e-m-s media AG 21.6.2007 Südkorea 2001
117:50 Minuten (+ Zusatzmaterial: Bei den Dreharbeiten 10:06; Music-Clips 3:47; Originaltrailer 2:14; TV Spot 0:22; Bildergalerie 3:41) 20 Kapitel
Widescreen 1,85:1 anamorph
Deutsch Dolby Digital 5.1, Koreanisch Dolby Digital 5.1, Deutsch DTS; Untertitel: deutsch
Ländercode: 2 DVD-9 (7,83 GB) FSK: 16


Inhalt:
Im Südkorea des Jahres 1976 sind vier Jungen die besten Freunde, die alles miteinander teilen – sei es nun das Wunderwerk eines Videorecorders oder die Tatsache, dass das weibliche Geschlechtsteil Menstruation heißt. Nach einer kurzen Trennung treffen sich Lee Jeong-suk, Lee Han Dong-su, Sang-taek und Jeong-ho 1981 in der Schule wieder und lassen ihre Freundschaft neu aufleben. Das ist umso wichtiger, als dass es auf der Schule Gang und Gebe ist, dass die Lehrer ihren Schutzbefohlenen das Wissen und die Achtung einprügeln. Bereits drei Jahre später haben Sang-taek und Jeong-ho schon die erste Zeit auf dem College hinter sich. Währenddessen ist Lee Jeong-suk, der ursprünglich seinem als Gangster arbeitendem Vater nacheiferte, schwer Drogenabhängig und Lee Han Dong-su seinerseits die Arbeit als Leichenwäscher bei seinem Erzeuger hingeschmissen hat und für eine verfeindete Untergrundorganisation arbeitet. Nachdem 1990 die Drogen überwunden und die Geschäfte wieder aufgenommen sind, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die beiden Freunde wieder aufeinandertreffen – nur das sie sich diesmal als Gegner gegenüberstehen…

Meinung:
Die Stimme von Sang-taek dient ab den ersten Minuten als Erzähler aus dem Off, obwohl die Figur sehr schnell in den Hintergrund gerät – was der Tragik des restlichen Films entspricht. Denn an mancher Stelle wünscht sich der Zuschauer mehr: mehr von den Figuren, mehr Erklärungen und vor allem mehr Hintergründe. Was er stattdessen bekommt sind Momentaufnahmen des Lebens, zunächst aller vier Freunde und dann fast nur noch von den beiden sich im Gangster Milieu gegenüber stehenden jungen Männern. Dabei beginnt alles äußerst vielversprechend und man fühlt sich an den drei Jahre später im gleichen Land entstandenen Once Upon A Time in High School (Maljukgeori janhoksa) erinnert. Wie auch bei diesem „Coming-of-age“ Streifen wird im zweiten Part von Friend ganz klar die rigide Form der Autorität von Lehrern angeprangert. Nach einer scheinbar unbeschwerten Kindheit im ersten Part wirkt dieser Bruch zu Zucht und Prügel von denen, die sie aufs Leben vorbereiten sollen, sehr hart. Da auch hier klare, wenn auch nicht so harte Kritik wie beim filmischen Kollegen ausgeübt wird, verwundert es nicht, dass ein Großteil der Geschehnisse auf wahren Begebenheiten aus dem Umkreis des Regisseurs beruht. Der offensichtliche Versuch, seine eigenen Erlebnisse von außen zu betrachten, weshalb der Erzähler auch inhaltlich immer weiter vom Geschehen abrückt, wirkt der emotionalen Note allerdings klar entgegen. Ein Mitfühlen fällt dadurch schwerer, was dem Film einen Teil seiner Möglichkeiten raubt – etwas anders dürfte es hierbei im eigenen Lande aussehen, da hier etliche der Zuschauer seinerzeit das Gleiche oder Ähnliches erlebt haben. So konzentriert sich das Gesehene in nicht koreanischen Gefilden eher auf die im Laufe des Films immer wieder die gestellte Frage, was wahre Freundschaft ist. Jedes Mal liefert der Regisseur eine andere Antwort dazu, die den Rezipienten erneut zum Nachdenken anregt. Was beim Gesamtwerk ebenfalls auffällt sind Brüche im Erzählfluss, die den Zuschauer jedes mal wieder vor den Kopf stoßen. Sicherlich sind dies alles Episoden und Abschnitte einer Freundschaft, aber gerade hierzulande werden die Rezipienten ein wenig ihre Not damit haben, den Schicksalen der einzelnen Figuren auf Anhieb richtig folgen zu können. Das liegt nicht nur an den, für europäische Verhältnisse, relativ gleich klingenden Namen, sondern auch den starken Sprüngen bei den persönlichen Verhältnissen der Figuren. Ständig ändert sich der Fokus und ein fixieren auf das Leben und Leiden der einzelnen Figuren mit entsprechendem Mitfühlen fällt bei dem ständig steigenden Tempo schwer. Es ist offensichtlich, dass gewisse Schicksalsstunden auf jeden Fall feststanden – nur leider wurde dieses Gerippe nicht mit einem runden Drumherum versehen. Die großen Ambitionen von Kwak Kyung-Taek (Typhoon) sind klar erkennbar, leider ebenso die Motive, die klare Stereotypen aufweisen. Opulent ist die Gewalt inszeniert, doch hier zündet das Feuerwerk äußerst adäquat, in bester Tradition von amerikanischen Gangsterepen, jedoch mit der asiatischen Rücksichtslosigkeit in diesem Gebiet. Untermalt wird die manifestierte Entladung der Aggression mit meist rockigem Score, der die Bilder noch zusätzlich aufzuwerten ersteht. Demgegenüber werden die nostalgisch an vergangene Tage erinnernden Szenen von damaliger Popmusik untermalt, die entsprechende Semester sicher ins sinnieren bringen wird. Vor allem in diesen Augenblicken fällt auch die gut arrangierte Kameraarbeit auf, welche die Bilder geradezu zu den Takten der Musik tanzen lässt. So verwundert es auch nicht, dass Friend im Heimatland zu dem Box Office Erfolg des Jahres wurde – auch wenn sich dieser Erfolg in Europa nicht wiederholt hat. Dafür gab es allerdings einige Filmpreise und Nominierungen: Asia-Pacific Film Festival 2001 (bester Darsteller: Yu Oh-seong, bester Nebendarsteller: Jang Dong-Kun); Brothers Manaki International Film Festival 2002 (Student Jury Award: Hwang Ki-seok); Montreal World Film Festival 2001 (Nominierung für Grand Prix des Amériques: Kwak Kyung-Taek); Torino International Festival of Young Cinema 2001 (Holden Award for the Best Script – Special Mention: Kwak Kyung-Taek, Nominierung für Prize of the City of Torino: Best Film – International Feature Film Competition Kwak Kyung-Taek).

Ausstattung:
Das Bild geht für eine asiatische Veröffentlichung (in diesen Regionen scheint sich niemand wirklich um Filmmaterial zu scheren) recht gut ausgefallen – von wenigen analogen Defekten abgesehen. Die Farben sind kräftig und auch der Kontrast bewegt sich in guten bis sehr guten Bereichen. Die Schärfe ist nicht ganz optimal, was zum Teil auch am latent vorhandenen Hintergrundrauschen liegt.
Die beiden deutschen Tonspuren unterscheiden sich leider kaum und bieten somit beide wenig gut positionierte Direktionalität – lediglich einige musikalische Passagen wirken gut abgemischt. Die Dialogverständlichkeit ist derweil gut – bei der Originalspur sieht es nahezu umgekehrt aus, denn hier stehen die Effekte vor den Dialogen. Aufgrund der vorhandenen Untertitel kann so jeder Zuschauer entscheiden, was ihm wichtiger ist.
Entgegen der Veröffentlichung im eigenen Lande kann diese reguläre Edition nur verlieren, doch die beiden Versionen wirken sehr adäquat für den jeweiligen Erfolg in Korea und Deutschland. Vom Zusatzmaterial sind bei e-m-s lediglich Bei den Dreharbeiten, Music-Clips, Originaltrailer, TV Spot sowie eine Bildergalerie übriggeblieben. Für eine Standard Edition ist dies jedoch immer noch mehr als in Ordnung, da man trotzdem die Gelegenheit bekommt, etwas hinter die Kulissen zu schauen, und beispielsweise der Aufbau einer Szene verdeutlicht wird. Die Musik Clips bieten nur passend zur Musik zusammengeschnittene Schlüsselszenen – das restliche Werbematerial ist nett zu sehen, zeigt aber nichts essentielles mehr.

Fazit:
Eher im koreanischen verwurzelter Film über Freundschaft, der jedoch letztendlich auch hier die Zuschauer nicht unberührt lässt !!!

© Heiko Henning
26.7.2007


Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.e-m-s.de/dvd.php?name=116255 (externer Link!)




Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 22:07 Uhr
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