Crazies – Lynn Lowry Signatur Edition
Originaltitel: The Crazies Alternativtitel: Code Name: Trixie; The Mad People
Darsteller: Lane Carroll (Judy), Will MacMillan als W.G. McMillan (David), Harold Wayne Jones (Clank), Lloyd Hollar (Colonel Peckem), Lynn Lowry (Kathy Bolman), Richard Liberty (Artie Bolman), Richard France (Dr. Watts), Harry Spillman (Major Ryder), Will Disney (Dr. Brookmyre), Edith Bell (Labor Techniker), Bill Thunhurst als W. L. Thunhurst Jr. (Brubaker), Leland Starnes (Shelby), A. C. McDonald (General Bowen), Robert J. McCully (Hawks), Robert Karlowsky (Sheriff Cooper), Ned Schmidtke (Sgt. Tragesser), Tony Scott (Deputy Shade), Roy Cheverie (Army Doktor), Jack Zaharia (Priester), Stephen Liska (Soldat am Haus #1), David Meek (Soldat am Haus #2), Roger Aaron Brown als Roger Brown (Soldat am Haus #3), Kim Smith, S. William Hinzman als Billy Hinzman (Crazie Schütze bei Arztpraxis), Richard Lewicki (Crazie Schütze bei Soldaten), William C. Kennedy (Crazie, Mr. Deary), MaLynda Parker, Walton Cook (Feuerwehrhauptmann), Peg Tilbrook (Crazie alte Frau), Vincent D. Survinski als Vince Survinski (Feuerwehrmann), Norman Chase (Crazie, Frank Winson), Ross Harris, Bonnie Hinzman (Frau die aus Kirche rennt -uncredited)
Produktionsfirma: Cambist
Produktion: A. C. Croft
Regie: George A. Romero
Drehbuch: George A. Romero Vorlage: Paul McCollough
Kamera: S. William Hinzman
Musik: Bruce Roberts
Schnitt: George A. Romero
Spezialeffekte: Tony Pantanello, Regis Survinski
Verleih: e-m-s
Erstaufführung: Kino: prokino 21.12.1979, Free-TV: Pro 7 30.12.1994, HESSEN 3 20.7.2002 Anolis 26.6.2005 USA 1973
98:47 Minuten (+ Zusatzmaterial: 5 Minutes of Lynn Lowry Live at the Smokehouse July 31st 2004 5:11; Lynn Lowry Bio- & Filmographie 23 Seiten, Trailer: Parasitenmörder 1:27, The Crazies 2:47, I Drink Your Blood 2:49) 21 Kapitel
Widescreen 1,66:1 anamorph
Deutsch Dolby Digital 2.0 Mono, Englisch Dolby Digital 2.0 Mono; Untertitel: deutsch
Ländercode: 2 DVD-5 FSK: ---
Inhalt:
Evans City ist eine ruhige amerikanische Stadt, in welcher sich die Einwohner sicher fühlen und ihr Leben sorglos verbringen. Das ändert sich schlagartig, als ein kleiner Junge seine Schwester, der er eigentlich einen Schreck einjagen wollte, vor ihrem Vater in Sicherheit bringen muss, weil dieser komplett durchdreht – seine Frau wurde bereits von ihm getötet, und nun steckt er im Wahn das gesamte Haus in Brand. Für den entsprechenden Löscheinsatz wird auch der freiwillige Feuerwehrmann David aus dem trauten Zusammensein mit seiner schwangeren zukünftigen Frau Judy gerissen, und so geht es zusammen mit seinem Kollegen und Freund Clank zur Feuerstelle, während Judy zu ihrem Arbeitgeber, dem hiesigen Arzt, fährt um die Kinder mit Brandwunden zu behandeln. Dort erfährt sie, was wirklich in Evans City los ist: durch einen Kampfstoff in einem in der Nähe abgestürzten Flieger ist über das Grundwasser eine Seuche ausgebrochen, welche die Opfer entweder komplett wahnsinnig werden oder qualvoll sterben lässt. Trixie, so der Name des Projektes und auch des Stoffes selbst, ist kaum erforscht, und vor allem gibt es kein Gegenmittel, weshalb das angerückte Militär lediglich versucht, mit allen Mitteln die Bewohner der Stadt zusammenzuhalten. Das bekommt auch Judy zu spüren, als sie auf Anraten ihres Chefs das Weite sucht und mit David und Clank vor der mittlerweile überall angerückten Staatsmacht flieht, die nicht nur restriktiv und skrupellos mit Gewalt gegen die Bürger vorgeht, sondern dabei auch noch eine schockierende Menschenverachtung mitsamt Plünderung an den Tag legt…
Meinung:
Zwischen den beiden mittlerweile zu Kultfilmen avancierten Night of the Living Dead und Dawn of the Dead drehte George A. Romero diese etwas andere Horrorvision. Nach ein paar anderen Projekten, die weniger mit dem Genre zu tun hatten, – anscheinend hatte er Sorge, er könnte stilistisch festgelegt werden – geht der Regisseur fünf Jahre nach dem Erstling von einer anderen Seite an das Grauen heran. Da Night of the Living Dead zu dieser Zeit noch nicht seinen Kultstatus erreicht hatte, konnte Crazies nicht von der Popularität Romeros profitieren und ist bis heute eher ein Geheimtipp und etwas für Komplettisten geblieben. Gleich zu Anfang fällt das fehlende Geld bei qualitativ schlechten Filmszenen auf, in welchen der Start und Flug eines Militärflugzeugs gezeigt wird. Ähnlich ist es auch mit der Filmmusik, die wie bei der US Version von Dawn of the Dead eher nach Kaufhausdudelei klingt – allerdings wirkt diese bei Crazies nicht ganz so störend, da sie nicht ständig Verwendung findet. In Evans City (Pennsylvania) gedreht, waren es dann größtenteils Einwohner, die in Massenszenen das Bild füllen – in den weißen Anzügen und Gasmasken der Soldaten steckten zumeist hiesige Studenten. Auch die dort ansässigen Leute vom Brandschutz kamen dem Regisseur aufgrund ihrer Ausbildung und der Lizenz für den Umgang mit Sprengstoffen gerade recht. In den potentiell gefährlichen Szenen kamen dann auch diese Schauspiellaien zum Einsatz, die genau um die eingesetzten Sprengstoffe wussten. Aber auch sonst gibt es kaum bekannte Gesichter zu sehen, eher Bekannte und befreundete von Romero. Beispielsweise S. William Hinzman, der erste Friedhofszombie aus Die Nacht der lebenden Toten, in der Rolle eines Amokläufers – seine beiden Kinder sind am Anfang des Films als Geschwister auf der Flucht vor dem durchdrehenden Vater zu sehen. Richard France, der in There's Always Vanilla bereits mit dem Regisseur zusammenarbeitete und 12 Jahre später in Day of the Dead einen Wissenschaftler spielen würde, durfte hier praktischerweise schon mal diesen Part übernehmen. Selbst die weibliche Hauptrolle kann mit keinem bekannten Namen auftrumpfen: Lane Carrol arbeitete ebenfalls zuvor in There's Always Vanilla mit, nachdem sie in Hercules in New York ihre erste Darstellung übernommen hatte – The Crazies sollte jedoch bereits ihre letzte Filmrolle werden. Richard Liberty, als Doktor in Day of the Dead zu sehen, beweist mit der Rolle des Vaters der geistig verwirrten Kathy Bolman Mut zur Unsympathie. Kathy selbst wird von der bis dahin durch Trash Streifen wie I drink your Blood in Fankreisen bekannt gewordene Lynn Lowry dargestellt, die zwei Jahre später durch ihre Rolle in David Cronenbergs Shivers dem breiten Genre Zuschauerkreis ein Begriff werden sollte. Natürlich ist auch der Meister selbst wieder einmal zu sehen – diesmal in der Rolle des Präsidenten, von dem lediglich der Hinterkopf zu sehen ist. Der Einsatz von weniger professionellen Schauspielern erscheint auf den ersten Blick durch das wenig routinierte Acting partiell etwas irritierend. Trotz dem – oder vielleicht sogar teilweise wegen dieses – partiellen Zurückgreifens auf Laiendarsteller wirkt die erdachte Szenerie äußerst authentisch. Das ist es auch, was an diesem Film am meisten fesselt, denn die damalige Bedrohung durch die Regierung war keinesfalls auf der Luft gegriffen und hat auch heute nicht an Aktualität verloren. Damals als klare und sehr offene politische Aussage gegen die amerikanische Militärgewalt und den Machthabern der Politik – die schuld an Vietnam und Watergate waren – ausgelegt passt sie, in leichter Form auf heutige Verhältnisse angepasst, erschreckend gut zu den Machenschaften von Herrn Bush. Da ist schnell ein Kampfstoff im Umlauf, der heutzutage einfach kurzerhand den feindlichen Fanatikern untergeschoben wird), und Collateral Damage wird mehr als akzeptabel, um eigene Fehler zu vertuschen. Bei der Einkesselung der möglicherweise infizierten geht auch mal durch schlechte Organisation ein Heilmittel verloren, weil die Militärs keine Kontrolle über die ungerechtfertigt eingekesselten Zivilisten haben. Die durch Masken verhüllten Soldaten gehen insgesamt sehr gewissenlos auf die Einwohner des Ortes los – der totale Militäralptraum ist wahr und bei der zweiten falschen Bewegung hagelt es tödliche Schüsse. Das alles ist entsprechend realistisch dargestellt und mit einem überzeugenden Spannungsbogen versehen, der nicht nur den Puls des Zuschauers einige Male beschleunigt und ihn an den Bildschirm fesselt, sondern auch mitfiebern lässt, was heute eher seltenheitswert hat. Stilistisch hat sich einiges seit dem großen Erstling in schwarz/weiss getan – die klare Handschrift hat sich weiter herauskristallisiert. In teilweise bedächtigen Szenen mit entsprechenden Kamerafahrten baut sich ein enormes Spannungsgeflecht auf, das immer wieder in Momenten voller Action und verwackelten Bildern finalisiert. An dieser Stelle gibt es natürlich etliche blutige Szenen zu sehen, die vor allem aus Einschüssen bestehen, die trotz des niedrigen Budgets gut realisiert wurden. Natürlich können die Special Effects nicht mit denen späterer Werke mithalten, aber zumindest stellen sie den Film in keinem Moment bloß. Das wird dem Film bestimmt auch die Indizierung eingebracht haben, doch die Gewalt ist nicht nur frei von Selbstzweck, sie zeigt in jeder Sekunde die Sinnlosigkeit und den Wahnsinn des Tötens in schonungsloser Offenheit. Der Verlust an Lebenden ist fast inflationär, doch trotzdem geht jede Erschießung eines Zivilisten an die sprichwörtlichen Nieren – hier wird jeder normal denkende Zuschauer zum Pazifisten. Auch der gnadenlose Sittenverfall und der um sich greifende Wahnsinn in Kriegszeiten werden überdeutlich nachgezeichnet, welcher sich unter anderem in rigorosem und menschenverachtendem Vorgehen der Soldaten manifestiert. Unterschwelliger, aber prinzipiell noch erschütternder ist die Gleichgültigkeit der politischen Macht, die in geradezu lapidarer Form über das Leben von Tausenden entscheiden und die gesamte Öffentlichkeit komplett über die Fehler der Obrigkeit im Dunkeln lässt. Da gewinnen auch reale psychologische Experimente zur Deindividualisierung, die zu der Zeit der Entstehung des Films durchgeführt wurden und für reichlich öffentliche Diskussionen sorgten, eine ganz neue Brisanz. Auf diesen starken Zündstoff konnten aktuellere Produktionen wie der deutsche Im Zeichen des Kreuzes oder Outbreak nicht zurückgreifen, obwohl auch sie sich mit der Verbreitung einer Seuche beschäftigten. Doch die Intentionen waren auch offensichtlich völlig andere, wenn auch manche Elemente und Stilmittel ähnlich erscheinen. In jeder Dekade scheint es leider mindestens einmal einen Grund für diese Art von Filmen zu geben – doch die Art, wie dies filmisch umgesetzt wird hat sich definitiv geändert. Ist es mittlerweile eher pure Unterhaltung mit kritischem Unterton, war es damals noch der von der Realität in den Film transportierte schockierende Zynismus, der eher betroffen machte als einfach zu unterhalten. Mit geradezu selbstverständlicher Grausamkeit wird allem widersprochen, was menschlich ist – das treibt die Emotionen der Zuschauer nicht ohne Grund in die Höhe. Genau hier liegt auch die große Stärke von George A. Romero, der äußerst plastisch und realistisch Endzeitszenarien für den Zuschauer heraufbeschwört, die er so leicht nicht mehr vergisst. Das liegt nicht zuletzt auch an der wirklichkeitsnahen, meist aus dem Leben gegriffenen Darstellung der Figuren, mit denen zwar nicht immer eine Identifizierung möglich ist, mit denen jedoch trotzdem stets mitgefiebert und gelitten wird, weil es die gleiche Welt ist, in der man als Zuschauer lebt. Dieser dokumentarische Charakter wird auch durch das körnige Filmmaterial gefördert, da – anders als bei Night of the living Dead, der auf 35mm schwarz/weiss entstand – auf 16mm Farbfilm gedreht wurde, welcher nachträglich auf 35mm aufgeblasen wurde. Was ebenfalls fesselt ist der geschickte Schnitt, der rasant eine Einstellung auf die nächste und eine Szene auf die andere folgen lässt. Hier merkt man an einigen Stellen deutlich, dass Romero mit dem Filmen von Werbespots und Lehrfilmen angefangen hat, und diese Technik erstaunlich verinnerlicht hat. Schlussendlich konnte sich der Film sicherlich etwas die Indizierung durch die jetzige Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien „zunutze machen“, die mit ihrer Publikation ja schon immer eine Art Ratgeber für den Horrorfan war. Doch damit ist es nun auch vorbei, denn nach der ersten limitierten Veröffentlichung von Anolis Entertainment, die noch komplett ohne Freigabe erschienen ist, hat sich die e-m-s für den Film stark gemacht. Mit Erfolg, wie der Fan erstaunt zur Kenntnis nehmen kann (Killerspiele sind ja momentan auch wichtiger), und so hat die BPjM das Werk von seiner Indizierung befreit und die FSK wurde auf 16 gesetzt. So kann man sich bei den Filmliebhabern von e-m-s bedanken, die wieder einmal bewiesen haben, dass ihnen einige Perlen auch wirklich große Anstrengungen wert sind. Um eine solche handelt es sich bei Crazies auf jeden Fall, trotz des niedrigen Budgets und den entsprechenden Einschränkungen.
Ausstattung:
Die Bildqualität dieser Veröffentlichung von Anolis ist, angesichts des Alters des Originals und dessen Beschaffenheit, sehr gut ausgefallen. Die Grobkörnigkeit ist auf die damalige Verwendung von 16mm Film zurückzuführen und geht teilweise als dokumentarisches Stilmittel durch. Was Schärfe, Kontrast und sogar die Farben angeht, so werden gute Werte geliefert, was auf eine gute Restauration hindeutet – lediglich der Kontrast hat in sehr hellen und sehr dunklen Bereichen manchmal Probleme die Details darzustellen (aber auch hier ist eher das Ausgangsmaterial der Grund dafür).
Der Mono Ton wirkt nicht ganz so berauschend, was aber auch zum Teil an den heutigen Standards liegt, die der Zuschauer gewohnt ist. Ein paar Dialoge wirken übersteuert und leicht blechern und etwas Rauschen ist zu vernehmen – die deutsche Spur schneidet hierbei sogar deutlich besser ab, als das Original. Bei Massenszenen wirkt der deutsche Ton irgendwie gekünstelt und wenig plastisch – schaltet man auf den englischen merkt man dann allerdings, was wirklich schwach ist (klare Empfehlung also: deutsche Tonspur).
Das Zusatzmaterial auf der Anolis Scheibe dreht sich zwar nicht wirklich um den Film als solches, aber dafür ist es schließlich auch eine „Lynn Lowry Signatur Edition“! 5 Minutes of Lynn Lowry Live at the Smokehouse July 31st 2004 ist ein Zusammenschnitt aus allen Passagen, in denen die Aktrice mit dem Publikum spricht. Die Lynn Lowry Bio- & Filmographie ist mit 23 Seiten recht üppig, und in ihr verbergen sich zudem einige Trailer. Parasitenmörder (Fullscreen mit reichlich analogen Defekten und kaum Farbe), The Crazies (anamorph in recht guter Qualität) und I Drink Your Blood (Fullscreen) können direkt in dem Text angeklickt und angeschaut werden. Auf der Innenseite des Covers von der auf 300 Exemplare limitierten, und nur auf Filmbörsen verkauften, Edition ist durch die Klarsichthülle die Signatur von Lynn Lowry zu sehen – ein weiterer Anreiz, sich die DVD zu kaufen.
Fazit:
Sehr lohnenswerter, nicht ganz so leicht verdaulicher Romero – sehr schön auf DVD gebracht, wenn auch ohne wirklich Extras zum Film selbst !!!
© Heiko Henning
8.12.2005
Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.anolis-film.de/ (externer Link!)
Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 22:07 Uhr
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Version: 5.5