Thierry Jonquet
Die Unsterblichen

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Hoffmann und Campe
http://www.hoffmannundcampe.de
Hardcover 2003 (Frankreich 2002)
ISBN 3-455-03691-0
Übersetzung: Holger Fock
Originaltitel: Ad vitam aeternam
384 Seiten 2190


Inhalt:
Wegen einem Zwischenfall mit ihrem damaligen straffälligen Freund Marc Cambot darf die ehemalige Krankenschwester Anabel Lorgnac nicht mehr ihrem erlernten Beruf nachgehen. Eine Anstellung hat sie deshalb lediglich bei dem exzentrischen Piercing- und Tattookünstler Brad bekommen, der für den Fall der Fälle jemanden braucht, der seine Kunden ärztlich versorgt. Beim täglichen Frühstück im Park lernt sie dann Monsieur Jacob, den Besitzer eines Beerdigungsinstitutes, kennen und er überzeugt sich auch davon, dass eine Anstellung bei ihm wesentlich besser für sie wäre, als bei Branding Orgien die Assistentin zu spielen. Sie nimmt das Angebot an, und zieht auch bei Kost und Logis in dessen Villa vor den Toren von Paris. Nach und nach lernt sie sein wirkliches Aufgabenfeld kennen: die Kunst der Mumifizierung von Verstorbenen, aus welchen Gründen die Angehörigen dies auch immer wollen. Schwierig wird alles, als der russische Berufskiller Oleg den Auftrag bekommt, einen gerade entlassenen Sträfling mit Namen Ruderi, mit dem auch Monsieur Jacob irgendwie zu tun hat, töten soll...

Meinung:
Was der in Frankreich bereits erfolgreiche Krimiautor Thierry Jonquet seinen Lesern anbietet, ist eine Mischung aus Krimi, Fantasy und Gesellschaftsstudie. Es gibt immer wieder, selbst weit nach der ersten Hälfte, noch reichlich neue Begebenheiten und Figuren, was das Buch zu keinem Zeitpunkt langweilig werden lässt. Die Hauptfigur ist nach dem Tod ihres Geliebten, um den sie immer noch trauert, auf der Suche nach ihrer wahren Identität und dem Ziel, dass es für sie anzusteuern gilt. Dabei trifft sie auf einen, wie auch immer gearteten, Unsterblichen, der sich sehr direkt mit dem Tod der Menschen auseinandersetzt. Und hierin findet sie auch langsam ihre Bestimmung, und – was noch viel wichtiger ist – einen Bezug zu ihrem Leben und Streben. Was besonders interessant ist, ist der Betrachtungswinkel auf das Leben und den Tod an sich, denn fast völlig losgelöst von den gängigen Klischees ergeben sich einige neue und ungewöhnliche Gesichtspunkte. Der Tod wird relativ wertfrei gezeigt, was eine interessante Erfahrung ist, und durch die teils relativ genauen, jedoch niemals plakativen, Beschreibungen der Konservierungstechniken nicht unbedingt jedermann Fall sein dürfte. Der Vergleich mit einer Körperwelten Ausstellung, zu welcher Jonquet auch ein paar Seitenhiebe parat hat, ist allerdings völlig unsinnig. Zwar handelt es sich bei beidem um Geldverdienst mittels der Mumifizierung, doch das eine ist eher eine Kunstform mit Respekt vor dem toten Körper, und das andere eine medienreife, und teils auch in den Grundzügen (Beschaffung der Leichen) verachtenswerte Maschinerie für Geld und Macht.

Ausstattung:
Die Umsetzung ins Deutsche ist recht gut gelungen, da Holger Fock eine sprachlich gelungene Übersetzung aus dem Französischen angefertigt hat. In sehr langen Sätzen verlangt er zwar die Aufmerksamkeit des Lesers, doch die ist ja auch bei der Handlung durchaus vonnöten. Das Hardcover ist sauber gestaltet, wenn auch sowohl das Cover, als auch der deutsche Titel äußerst gewöhnungsbedürftig sind, da nur auf einen hintergründigen Aspekt der Handlung angespielt wird.

Fazit:
Unterhaltsame und ein wenig lehrreicher Krimi um den Umgang mit dem Tod – leider etwas irreführender deutscher Titel !!!

© Heiko Henning
7.12.2003


Infos beim Vertrieb/Verlag:
http://www.hoffmannundcampe.de (externer Link!)




Letzte Aktualisierung: 27.03.2024, 15:56 Uhr
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