12.01.2009, 17:37
MONSTERLAND
ARTE, 29. März 2009, ab 20.15 Uhr
MONSTER
Themenabend
Redaktion: Kathrin Brinkmann, ZDF/ARTE
Sendeabauf
20.15 Uhr King Kong
22.20 Uhr Monsterland
Es gibt sie überall und zu jeder Zeit, wir kennen sie aus unzähligen Geschichten, Filmen und (Alb-)Träumen: MONSTER.
In seiner langen Kulturgeschichte hat das „Monster“, von den Halbwesen der griechischen Sagenwelt und der grotesken Mißgeburt, die auf Jahrmärkten zur Belustigung der Massen freigegeben war, über Tiermenschen wie den Werwolf, die Figur des „Frankenstein“ in der gleichnamigen Gothic Novel von Mary Shelley bis hin zu modernen Mythengestalten wie King Kong, Godzilla , den Zombies und Aliens mannighafte Interpretationen erfahren. Immer aber steht das Monster für das Fremde und von der Natur Abweichende, das seine Betrachter in Schrecken versetzt und sie das Fürchten lernt.
Trotz ihrer unbändigen Aggressivität und irrationalen Animalität sind Monster wie Godzilla oder King Kong auch gutmütige und unschuldige Wesen. Monster haben etwas Menschliches. Denn wir haben sie ja selbst erschaffen. In diesen Kreaturen personifiziert sich unsere Angst vor den durch den Menschen freigesetzten Naturkräften. Manchmal können wir über sie dann aber auch herzlich lachen.
Angesiedelt zwischen Faszination und Angst erkundet der Themenabend unser ambivalentes Verhältnis zu den Monstern, die wir in einem lieben und fürchten, ja möglicherweise auch brauchen...
DIE FILME
20.15 Uhr
King Kong
Spielfilm, 125’
Regie: John Guillermin
Buch: Lorenzo Semple Jr., 1933: James Ashmore Creelman, Ruth Rose, nach einer Idee von Edgar Wallace und Merian C. Cooper
Kamera: Richard H. Kline
Schnitt: Ralph E. Winters
Musik: John Barry
Mit: Jeff Bridges (Jack Prescott), Charles Grodin (Fred Wilson), Jessica Lange (Dwan) u.a.
Fred Wilson (Charles Grodin), Angestellter eines großen amerikanischen Öl-Konzerns, hat den Auftrag, neue Erölquellen ausfindig zu machen. Mit einem gecharterten Boot macht er sich auf die Reise zu einer noch unbewohnten Insel. Mit an Bord ist auch ein blinder Passagier: Der Anthropologe Jack Prescott (Jeff Bridges) schmuggelte sich auf das Schiff, denn er will auf dieser Insel eine seltene Affenart untersuchen. Unterwegs nehmen sie noch die hübsche Dwan (Jessica Lange)mit an Bord, die sie in einem Rettungsboot auflesen. Als das Schiff vor der Insel vor Anker geht, stellt sich jedoch heraus, dass diese doch nicht so unbewohnt ist, wie allseits angenommen. Die dort lebenden Eingeborenen führen gerade ein merkwürdiges Ritual auf, um einem überlebensgroßen Affen namens "Kong" zu huldigen. Als sie die blonde Dawn erblicken, haben sie ihr "Opfer" gefunden...
John Guillermin inszenierte mit diesem Film ein zeitgemäßes Remake des Klassikers „King Kong und die weiße Frau“ (1933). Jessica Lange erhielt für ihre Rolle den Golden Globe und der Maskenbildner Rick Baker, der sich auch unter dem Kostüm von King Kong verbirgt, erhielt einen Oskar für die Spezialeffekte.
22.20 Uhr
Monsterland
Dokumentarfilm, 80‘
Buch und Regie: Jörg Buttgereit
Kamera: Christopher Rowe, Boris Fromageot
Schnitt: Michaela Stasch
Produktion: Edda Baumann von Broen (Avanti Media)
Deutschland 2008
Deutsche und französische Erstausstrahlung
Frankenstein, der Werwolf, King Kong, Godzilla - all diese Schreckgestalten scheinen uns auf unheimliche Weise vertraut. Denn in die Monstren wird projiziert, was wir uns selbst nicht erlauben und uns als verbotenen Wunsch nicht eingestehen dürfen. Was bedeuten und personifizieren die Monster für uns? Brauchen wir diese Biester gar für unser Seelenheil?
In „Monsterland“ reist Jörg Buttgereit in die weite Welt hinaus zu den Schöpfern der Monster, um mit ihnen gemeinsam dem Schrecken, der Faszination und der Liebe zu den Monstern zu erkunden.
In Los Angeles spricht Buttgereit mit Hollywoods berühmtesten Maskenbildner Rick Baker, der in der KING KONG -Verfilmung von 1976 den Riesengorilla verkörpert hat und dem ausgewiesenen Monster-Kenner und –Fan Joe Dante, Regisseur des Kassenknüllers „Die Gremlins“. In einem der vielen Filmpaläste in Los Angeles trifft er auf den amerikanischen Horror-Regisseur John Carpenter. In seinen Filmen lauert das Böse im Verborgenen und sogar im Menschen selbst. Die Neuverfilmung „The Thing“ wurde zu einem der beunruhigendsten Monsterfilme. In „Halloween“ hat er mit dem stummen maskierten Killer Michael Myers den Prototyp des Monsters in Menschengestalt geschaffen. Carpenter ist ein Intellektueller, der sich und das Genre in Frage stellt.
In New York besucht er den exzentrischen Maler Joe Coleman in seinem mit Monster- und Mörder-Devotionalien vollgestopften Atelier. Joe Coleman verewigt in seinen an Hieronymus Bosch erinnenden Gemälden Serienmörder, Freaks und Mutationen. Für Monate dringt Coleman beim Malen in die Psyche menschlicher Monster wie Ed Gein ein, der das reale Vorbild für die mythisch überhöhten Killer aus „Psycho“, „Silence Of The Lambs“ oder „Texas Chainsaw Massacre“ ist.
Die monströsen femininen Schöpfungen aus den amerikanischen Blockbustern „Alien“ und „Species“ stammen von dem schweizerischen Künstler H. R.Giger. Der Maler und Designer ist bekannt für seine düsteren Airbrush-Bilder und hat mit seinen weiblichen Alptraum-kreaturen das Erscheinungsbild der Monster seit den 80er Jahren maßgeblich beeinflusst hat.
Ob Aliens oder Zombies, Serienmörder oder Urzeitwesen, der amerikanische Spezial-Effekt-Guru Gregory Nicotero hat sie alle schon auf die Leinwand gezaubert. Im digitalen Zeitalter ist Nicotero einer der letzten Fachmänner für Spezial-Effekte und “handgemachte” Monster, die eben nicht im Computer animiert werden. Er hat für alle bedeutenden Regisseure des Genres (Carpenter, Romero, Tarantino) gearbeitet und ist vielleicht so etwas wie ein moderner Doktor Frankenstein.
Anders als im Illusionskino Hollywoods hat sich der japanische Monsterfilm seine artifizielle Ästhetik bis heute bewahrt. In Tokio trifft Buttgereit den Schauspieler Kenpachiro Satsuma der seit den 70er Jahren in unzähligen Monsterfilmen die Riesenechse Godzilla und andere Kaiju ( = japanische Riesenmonster) dargestellt hat. Er war es, der eingeschlossen in ein klaustrophobisches Latex-Kostum in Miniaturstädten wütete und Godzilla eine menschliche Note verlieh.
Teruyoshi Nakano war seit den frühen 70er Jahren Regisseur der Monsterszenen bei der Produktionsfirma Toho. Nakano steht für die traditionelle japanische Art der Monsterdarstellung (Suitmation) und wird über die durchaus gewollte Künstlichkeit der asiatischen Monsterfilme berichten.
Der Filmemacher Shinya Tsukamoto ist zwar auch mit Godzilla-Filmen aufgewachsen, doch mit seinem wilden „Splatter-Punk“-Filmen „Tesuo – The Iron Man“ oder „Tokyo Fist“ ist er der moderne Gegenpol zu Satzuma und Nakano. Mit seinen Body-Horror-Filmen ist er regelmäßig auf internationalen Festivals wie Cannes vertreten und repräsentiert das heutige Japan. Seine Monster sind nicht so gigantisch wie Godzilla + Co. Es sind verletzliche Mutationen und Maschinenmenschen die unter den Beton- und Stahlriesen Tokios hervor kriechen.
Als Experte für japanische Monster stellt Buttgereit den Amerikaner Paul Gavins vor, der regelmäßig auf Monster Conventions seine selbst gefertigten Monsterkostüme vorstellt. Er lebt aus, wovon viele Fans nur träumen: er schlüpft in Monsterkostüme und wird so zum umjubelten Mon-Star.
Director’s Statement
Als ich im zarten Alter von 4 Jahren in einer Nachmittagsvorstellung eines Berliner Bezirkskinos meinen ersten Godzilla-Film sah, war es um mich geschehen. Einerseits hatte ich Angst von dieser gigantischen Urweltechse, die durch die Straßen von Tokio stapfte und mit ihrem atomaren Feueratem Tod und Zerstörung verbreitete. Andererseits spürte ich eine Bewunderung und Mitleid für dieses Riesenmonster, das vielleicht nur zur falschen Zeit am falschen Ort war und eigentlich nichts Böses wollte. Jedenfalls wollte ich nichts anderes mehr sehen als Monsterfilme.
Um ehrlich zu sein ist das noch heute so. Inzwischen bin ich allerdings 40 Jahre älter und neue Monster treiben ihr Unwesen auf der Leinwand. Doch mein Herz schlägt nach wie vor für die unschuldigen und gutmütigen Monster aus Kindertagen, wofür mich die Menschen in meinen Umfeld längst mitleidig belächeln. Fürchten sie sich im Angesicht moderner Bedrohungen wie dem internationalen Terrorismus womöglich gar nicht mehr vor den mächtigen Fabelwesen? Sind meine liebsten Monster King Kong, Frankenstein oder Godzilla altmodische Auslaufmodelle und ich womöglich ein hoffnungslos peinlicher Romantiker? Diese Frage ist für mich der Anlass, nach all den Jahren einen neuen Blick auf die Monster zu werfen und herauszufinden, warum wir Monster brauchen und ob sie uns heute noch erschrecken können.
Jörg Buttgereit
ist Regisseur diverser, international bekannter Arthouse-Horrorfilme
(NEKROMANTIK, DER TODESKING, NEKROMANTIK 2, SCHRAMM), Hörspielmacher für den WDR (SEXY SUSHI, ED GEIN SUPERSTAR, VIDEO NASTY, FRANKENSTEIN IN HIROSHIMA, CAPTAIN BERLIN VERSUS DRACULA) und Filmkritiker für diverse
Publikationen. Er ist Autor der Filmbücher MONSTER AUS JAPAN GREIFEN AN
(1998), NIGHTMARES IN PLASTIC (2001), JAPAN- DIE MONSTERINSEL (2006) und
NEKROMANTIK (2007). Seine preisgekrönte Fernsehdokumentation DIE
MONSTERINSEL lief 2002 im WDR-Fernsehen. 2005 schrieb und inszenierte er
die deutsche Fassung des Punk-Musicals GABBA GABBA HEY! mit der Musik
der New Yorker Punk-Legende RAMONES. In ARTE war er 2006 in DURCH DIE
NACHT MIT BRUCE LaBRUCE UND JÖRG BUTTGEREIT zu sehen. 2007 drehte er mit
DURCH DIE NACHT MIT MARK BENECKE UND MICHAELA SCHAFFRATH und DURCH DIE NACHT MIT ASIA ARGENTO UND JOE COLEMAN selbst zwei Folgen der Serie für ZDF/ARTE. Im Herbst 2007 feierte Buttgereits Theaterstück CAPTAIN BERLIN
VERSUS HITLER in Berlin Premiere.
Quelle und Link:
http://www.arte.tv/ (externer Link!)
Letzte Aktualisierung: 07.09.2024, 22:07 Uhr
(c) Twilightmag 2024
Version: 5.5