Hellraiser: Inferno

Originaltitel: Hellraiser: Inferno   Alternativtitel: Hellraiser V, Hellraiser V: Inferno, Inferno   Darsteller: Craig Sheffer (Detective Joseph Thorne), Nicholas Turturro (Tony Nenonen), James Remar (Dr. Paul Gregory), Doug Bradley (Pinhead), Nicholas Sadler (Bernie), Noelle Evans (Melanie Thorne), Lindsay Taylor (Chloe), Matt George (Leon), Michael Shamus Wiles (Mr. Parmagi), Sasha Barrese (Daphne), Kathryn Joosten (Mutter), Jessica Elliot (junge Mutter von Joseph), Carmen Argenziano (Captain), Christopher Neiman (Pathologe), Christopher Kriesa (älterer Detective)   Produktionsfirma: Dimension Films, Neo Art & Logic   Produktion: W.K. Border; Joel Soisson   Ausführende Produktion: Bob Weinstein, Harvey Weinstein   Regie: Scott Derrickson   Drehbuch: Paul Harris Boardman, Scott Derrickson   Basierend auf Charakteren von: Clive Barker   Kamera: Nathan Hope   Musik: Walter Werzowa   Schnitt: Kirk M. Morri   Makeup Effects: Gary J. Tunnicliffe   Verleih: Kinowelt Home Entertainment   Erstaufführung: 6.5.2002 (DVD)   Kinowelt Home Entertainment 6.5.2002   USA 2000   95:26 Minuten (+ Zusatzmaterial: Trailer Hellraiser – Inferno deutsch 0:53, englisch 0:53; Interview mit Doug Bradley 5:07)   16 Kapitel, Widescreen 1,85:1 anamorph; Deutsch Dolby Digital 5.1, Englisch Dolby Digital 5.1; Untertitel: deutsch;   Ländercode: 2   DVD-9   FSK 18

Der Polizist Joseph Thorne entspricht dem Bild vom skrupellosen Polizisten, der Drogen konsumiert, Wertgegenstände vom Tatort mitnimmt und seine Frau mit Prostituierten betrügt. Allerdings scheint seine Welt so normal zu sein – bis er einen geheimnisvollen Würfel von einem durch Haken zerstückelten Mordopfer (einem ehemaligen Mitschüler, den er seit Jahren nicht mehr gesehen hat) mitgehen lässt. An diesem Tatort findet er auch den ersten Finger, der einem, wie sich herausstellt, noch lebenden Kind abgeschnitten wurde. Nachdem eine der Huren, mit der er die Nacht verbracht hat, ihn auf der Arbeit anruft, weil sie von jemandem angegriffen wird, findet er bei ihrer blutigen Leiche einen weiteren Finger. Nachdem er auch noch die Tat seinem Kollegen unterjubeln will, beginnt seine rationale Welt endgültig aus den Fugen zu geraten, und zu einem immer abstruseren und skurrileren Alptraum zu werden...

Der mittlerweile fünfte Teil der Hellraiser Filmserie ist wieder einmal ein Affront für die Fans des Originals, die sich bereits über Teil vier und partiell auch drei aufzuregen verstanden. Pinhead, der Inbegriff des Hellraiser Universums, taucht nur kurz auf, um ein paar schlaue Sätze von sich zu geben, und dann den eigentlichen Hauptdarsteller wieder alleine mit seinem Schicksal zu lassen. Außer dem Prinzen der Hölle gibt es noch einige nette, meist weibliche, Umsetzungen von Cenobiten, die für einige alptraumhafte und schaurige Momente sorgen. Davon abgesehen hat der Film nicht viel mit dem Hellraiser Universum zu tun, außer vielleicht der Verwendung von Sünde, Schuld und Leiden, aber das sind recht allgemeine Bestandteile. Schlussendlich hätte man den Film einfach nicht Hellraiser nennen dürfen, um zum einen nicht die Fans komplett zu vergrätzen, und zum anderen dem Film eine reelle Chance zu geben. Betrachtet man ihn nämlich einfach nur als Horrorfilm, kann er einige Karten sehr gut ausspielen, und weiß mit einigen Handlungssprüngen gut zu unterhalten. Die anfängliche Cop Geschichte verwandelt sich schnell ist eine verwirrende Jagd nach einem geheimnisvollen „Ingenieur“, der für alle Missetaten verantwortlich sein soll. Diese Figur entgleitet aber immer wieder den festen Regeln, und die reale Welt des Hauptprotagonisten wird zusehends von Momenten unterwandert, bei denen er nicht mehr weiß, ob sie Traum oder Wirklichkeit sind. Immer wieder kommt es zu Augenblicken, in denen alles nur ein Nachtmahr gewesen zu sein scheint – bis alle Tatsachen wieder dagegen sprechen. Auch das Finale versteht es, zu überzeugen, auch wenn es nicht komplett neue Ansätze bietet, aber doch einen adäquates Ende darstellt. Was etwas das Vergnügen schmälert ist das teils etwas unbeteiligte Spiel von Craig Sheffer, der unter anderem bei der Clive Barker Verfilmung Cabal – die Brut der Nacht eine bessere Arbeit als Hauptdarsteller abgeliefert hat. Er versteht es an mancher Stelle nicht, dem Polizisten die Plastizität zu verleihen, die er benötigt hätte, um den Zuschauer an seinen Leiden teilhaben zu lassen. Dabei sollte man allerdings auch nicht außer acht lassen, dass Paul Harris Boardman und der Regisseur Scott Derrickson bei dem Drehbuch vergessen haben, die Figur mit mehr Leben zu erfüllen. Alleine die Beziehung zu seiner Familie wird nicht wirklich aufgebaut, bevor sie zerstört wird, was nur den halben Effekt erzielt. Was die Einordnung angeht, so gibt es sicherlich Anleihen bei Videodrome und Naked Lunch und gewisse Parallelen zu Jackobs Ladder.

Das Bild der Kinowelt DVD ist nicht ganz so leicht zu beurteilen, da anscheinend einige Filter beim Dreh des Films verwendet wurden. Der Kontrast ist in Ordnung, und lediglich das Rauschen des Hintergrunds stört, zumal die Farbgestaltung des Films eher in dunklen Erdtönen und matt gehalten ist. Der 5.1 Ton ist in beiden Spuren sprachlich klar verständlich und weist teilweise angenehme Räumlichkeit auf, wenn es auch nicht häufig zu entsprechenden Effekten kommt. Die Enttäuschung bei der DVD ist sicherlich das Zusatzmaterial, welches lediglich je einen Trailer in deutsch und englisch (identisch) sowie ein Interview mit Doug Bradley enthält. Dieses ist mit etwa fünf Minuten zwar recht kurz, aber doch recht informativ, zumal man etwas über das stundenlange Anlegen der Maske erfährt – leider nur in englisch und ohne Untertitel. Ganz nachzuvollziehen ist die Wahl nicht, da dieses Interview besser bei Teil vier untergebracht wäre, bei dem Pinhead deutlich mehr vertreten ist, aber von Craig Sheffer lag sicherlich nichts vor.

Prädikat:       Unterhaltsames Psychospiel – man hätte es nur nicht Hellraiser nennen sollen !!!

© Heiko Henning

18.5.2003