Heavenly Creatures

Originaltitel: Heavenly Creatures   Alternativtitel: Heavenly Creatures: The Uncut Version   Darsteller: Melanie Lynskey (Pauline Parker), Kate Winslet (Juliet Hulme), Sarah Peirse (Honora Parker), Diana Kent (Hilda Hulme), Clive Merrison (Henry Hulme), Simon O'Connor (Herbert), Jed Brophy (John/Nicholas), Peter Elliott (Bill Perry), Gilbert Goldie (Dr. Bennett), Geoffrey Heath (Reverend Norris), Kirsti Ferry (Wendy), Ben Skjellerup (Jonathon), Darien Takle (Miss Stewart), Elizabeth Moody (Miss Waller), Liz Mullane (Mrs. Collins)   Produktionsfirma: Wingnut, Fontana   Produktion: Jim Booth   Regie: Peter Jackson   Drehbuch: Peter Jackson, Frances Walsh   Kamera: Alun Bollinger   Musik: Peter Dasent   Schnitt: Jamie Selkirk   Spezialeffekte: Richard Taylor   Verleih: Senator, UFA (Video)   Erstaufführung: 12.1.1995, 31.7.1995 Video, 4.7.1996 Premiere   BMG Video 4.11.2002   Neuseeland, Deutschland 1994   95:12 Minuten (+ Zusatzmaterial: Deutscher Kinotrailer 1:53; US Promo Clip 3:36; Hintergrundinformationen 7 Seiten; Geschnittene Szenen: Verlängerter Prolog 1:51, Die Fahrt nach Port Levy 1:00, Zwei Töchter 2:11, Borovnische Prinzessinnen 1:02, Liebesszenen in Hollywood 0:50, Gartenparty bei den Hulmes 3:32, Imaginäre Morde 1:21, Die Sünde 0:39)   22 Kapitel, Widescreen 1,85:1 anamorph; Deutsch Dolby Digital 5.1, Englisch Dolby Digital 5.1; Untertitel: deutsch;   Ländercode: 2   DVD-9   FSK 16

1952 wechselt die aus einer Upperclass Familie stammende Juliet Hulme zu einer Mädchenschule in Christchurch in Neuseeland, wo sie die eher unscheinbare und verschlossene Pauline Parker kennen lernt. Diese wächst in dagegen in ärmlicheren Verhältnissen auf, doch beide finden schnell zueinander und werden zu einem unzertrennlichen Paar. Sie verbindet neben ihrem zarten Alter von dreizehn Jahren und einer schweren Krankheit in jungen Jahren auch noch die Vorliebe für Fantasy Geschichten. Zusammen erdenken sie sich eine Welt, in die sie immer wieder und immer häufiger der realen Welt entfliehen: ein Königreich, in welchem sie beide Prinzessinnen sind, und von den hübschesten Männern verehrt werden. Einer davon ist der Tenor Mario Lanza, für welchen Juliet bei Pauline eine Leidenschaft entfacht. Wegen der wieder aufflackernde Krankheit von Juliet, der bevorstehende Scheidung ihrer Eltern und der mittlerweile zu eng erscheinenden Freundschaft der beiden Mädchen soll Juliet nach Afrika geschickt werden – natürlich versuchen die beiden alles nur erdenkliche, um nicht getrennt zu werden...

Kannte man Peter Jackson bislang nur von äußerst blutrünstigen Filmen wie Braindead, Meet the Feebles oder Bad Taste, wird man nun mit einer äußert einfühlsamen und faszinierenden Tragödie überrascht. Die Geschichte, von der sich der Regisseur und Drehbuchautor inspirieren ließ, ist eine aus dem wahren Leben, welche ja bekanntlich die besten schreibt. (Am 22. Juni 1954 erschlugen die 15jährigen Mädchen Pauline Parker und Juliet Hulme in Neuseeland Paulines Mutter. 1959 wurde Juliet Hulme aus dem Gefängnis entlassen. Sie lebt seitdem unter dem Namen Anne Perry in einem schottischen Fischerdorf und verfasst erfolgreich Romane. Von Pauline Parker hat man seit ihrer Verurteilung nichts mehr gehört. Vor ihrer Entlassung mussten beide sich einverstanden erklären, den anderen nie wieder zu sehen.) Die außergewöhnliche Mädchenfreundschaft führte damals zu einer Tragödie, die das ganze Land durch seine Tragweite schockierte. Umso erstaunlicher ist die Umsetzung, die wertfrei versucht den Werdegang zu rekonstruieren und das Gefühlsleben und die ausufernde Fantasie der beiden Mädchen visualisiert. In faszinierend plastischen Morphing Effekten wird die Fantasiewelt herbeigezaubert, durch welche auch klar wird, wie wenig sich die beiden Figuren im wahren Leben zurechtfinden. Geradezu virtuos wird dabei vorgegangen, die Gefühlswelt der heranwachsenden Mädchen glaubhaft umzusetzen. Dabei bedient sich Jackson neben den visuellen Effekten, mit denen er bereits bei seinen ersten Filmen zu brillieren verstand, auch einer inspirierten Kameraführung und schauspielerischen Talenten. Das sah selbst Hollywood so, und dieses Werk ebnete nicht nur dem Regisseur, sondern auch Kate Winslet den Weg in die große Filmwelt. Melanie Lynskey, die in Heavenly Creatures ihr Spielfilm-Debüt gab, machte sich hiermit ebenfalls einen Namen und konnte im Filmgeschäft Fuß fassen. Als Belohnung gab es 1994 einen Oscar für Frances Walsh und Peter Jackson, die das Drehbuch verfasst haben, sowie einen Silbernen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig für den Film selbst.

Das Bild der DVD ist leider nicht entsprechend eines solch frischen Films, da ein gewisses Rauschen immer präsent ist –  mal mehr, mal weniger. Die Dolby Digital Spur weist hingegen keinen Grund zur Klage auf, da bei den wenigen kräftigeren Momenten (es handelt sich schließlich um ein Werk der ruhigen Töne) kommt der Raumklang äußerst gut zur Geltung. Die Zusatzausstattung hält mit geschnittenen Szenen, Trailern und einem Text zur Geschichte nicht wirklich viel, aber dafür hochgradig Interessantes, bereit. Leider sind die geschnittenen Szenen mit einer Gesamtlänge von etwa zwölf Minuten, die von BMG für den Rest der Welt herausgekürzt wurden und lediglich in der deutschen Kinofassung enthalten waren, nur separat abspielbar. Sehr nett wäre eine Möglichkeit gewesen, den Film komplett als Directors Cut abzuspielen, worauf verzichtet wurde, weil es für diese Passagen keine englische Synchronisation existiert. Technisch spricht allerdings nichts dagegen, weshalb es einen klaren Punktabzug für die Umsetzung gibt, da diese Szenen erheblich zum Verständnis einiger Handlungsstränge beitragen, und ein paar Figuren auch in einem anderen Licht erscheinen lassen. Das Menü wurde allerdings recht liebevoll umgesetzt, was das Aussehen und die Musikuntermalung angeht.

Prädikat:       Genial einfühlsamer Film um die Freundschaft, und wohin sie führen kann – mit kleineren Abstrichen bei der Übertragung auf DVD !!!

© Heiko Henning

17.3.2003