Hammer Edition 10:

Nächte des Grauens

Originaltitel: The Plague of the Zombies   Alternativtitel: The Zombies; Im Bann des Voodoo-Priesters; Nächte des Grauens

Darsteller: André Morell (Sir James Forbes), Diane Clare (Sylvia Forbes), Brook Williams (Dr. Peter Tompson), Jacqueline Pearce (Alice Tompson), John Carson (Clive Hamilton), Alexander Davion als Alex Davion (Denver), Michael Ripper (Sergeant Jack Swift), Marcus Hammond (Tom Martinus), Dennis Chinnery (Constable Christian), Louis Mahoney (Diener) Roy Royston (Vikar), Ben Aris (John Martinus), Tim Condren als Tim Condron (Junger Bursche), Bernard Egan (Junger Bursche), Norman Mann (Junger Bursche), Francis Willey (Junger Bursche), Jerry Verno (Hausherr), Jolyan Booth (Coach Driver -uncredited)

Produktionsfirma: Seven Arts – Hammer

Produktion: Anthony Nelson Keys

Regie: John Gilling

Drehbuch: Peter Bryan

Kamera: Arthur Grant

Musik: James Bernard

Schnitt: Chris Barnes

Spezialeffekte: Les Bowie

Verleih: Twentieth Century Fox

Erstaufführung: 1.1967   Anolis Entertainment 22.1.2004   Großbritannien 1966

86:21 Minuten (+ Zusatzmaterial: Interview James Bernard 19:42; Trailer deutsch 2:04; Trailer englisch 2:13; Kombi Trailer 3:00; Werberatschlag 5:11; Pressebilder 1:58; Filmprogramm IFB 1:38; Comic 10:12; Bildergalerie 6:03; DVD-Credits), 15 Kapitel

Widescreen 1,78:1

Deutsch Dolby Digital 2.0, Englisch Dolby Digital 2.0; Untertitel: deutsch, deutsch nicht synchronisierte Passagen

Ländercode: 2   DVD-9   4 Seiten Booklet   FSK 12

Der berühme Arzt Sir James Forbes bekommt Mitte des 19. Jahrhunderts von seinem ehemaligen Schüler Dr. Peter Tompson einen verzweifelten Brief, in welchem er um Hilfe bittet. Kurz entschlossen macht sich Forbes zusammen mit seiner Tochter Sylvia auf den Weg, die ihrerseits die Frau des verzweifelten Mediziners besuchen will, da sie die damalige Schulfreundin lange nicht mehr gesehen hat. Noch auf dem Weg machen sie die erste Bekanntschaft mit den rätselhaften Todesfällen des kleinen Ortes in Cornwall: durch rüpelhaftes Verhalten einiger Reicher landet der Sarg eines Trauerzuges im Graben und gibt den Blick auf den übel aussehenden Leichnam frei. Tompson klärt Forbes nach der Ankunft über die unerklärlichen Todesfälle auf, und gibt zu, nie eine Autopsie gemacht zu haben, da er hierfür bei keinem Fall die Erlaubnis der abergläubischen Angehörigen bekam. Pragmatisch wie er ist, geht Forbes bei Nacht auf den Friedhof, um den gerade unter die Erde gebrachten auszugraben und zu untersuchen. Zu Überraschung der beiden Grabschänder, wie auch den auftauchenden Polizisten, ist der Sarg leer. Als auch noch Thompsons Frau die gleichen Symptome wie die Verstorbenen zeigt und schließlich stirbt, beginnt Forbes dem Gutsbesitzer John Carson nachzustellen. Als auch noch seine Tochter die verdächtigen Symptome zeigt, bestätigt sich sein Verdacht, doch auf das volle Ausmaß dieser Entdeckung ist niemand vorbereitet…

Seine Wurzeln hat The Plague of the Zombies bereits im Jahr 1962, als die Idee unter dem Namen The Zombie nicht recht vorankam. 1964 wollte es als Horror of the Zombies und The Horror of the Zombie ebenfalls nicht klappen, und so dauerte es bis zum 26.7.1965, bis der Film endlich unter seinem finalen Namen umgesetzt wurde. Bereits knappe sechs Wochen später, am 6.9.1965 fiel die letzte Klappe, so dass der Streifen pünktlich zum Jahresanfang in den Kinos starten konnte. Da verwundet es auch nicht wirklich, dass dies das erste und leider auch das letzte Mal war, bei dem sich die englische Filmschmiede mit den wandelnden Toten beschäftigt. Wie bereits bei Dracula – Prince of Darkness (mit welchem Nächte des Grauens im Doppelprogramm lief) und Rasputin – the mad Monk, wurde auch dieser Film „back to back“ mit einem anderen Film produziert, und Geld zu sparen. The Reptile teilte sich nicht nur das von Dracula – Prince of Darkness recycelte Set und den Regisseur John Gilling mit The Plague of the Zombies, sondern auch die Schauspielerin Jacqueline Pearce. Diese riss sich diesmal, zum Glück für den Maskenbildner Roy Ashton, nicht ständig panisch die Maske vom Gesicht, wie kurze Zeit drauf in The Reptile – bedingt durch ihre klaustrophobischen Attacken war es allerdings auch kein Vergnügen, einen Abdruck ihres Gesichtes anzufertigen. Zwar wirken die Masken aus heutiger Sicht nicht mehr überzeugend, geben sich jedoch auch keinerlei Lächerlichkeit preis, wie es bei vergleichbaren Produktionen der Fall ist. Zwei Jahre vor George A. Romeros Filmklassiker Die Nacht der lebenden Toten läutet Hammer Films die Ära der neuzeitlichen Zombiefilme ein. Anders als in Romeros Streifen, der den Grund der Zombiefizierung im Dunklen lässt, greift man auf eine der mythischen Grundideen der Zombies zurück: den haitianischen Voodoo mit den als Sklaven gehaltenen Zombies. Die Motive sind allerdings auf den ersten Blick an dem orientiert, worin Hammer bereits einige Erfahrung hatte, wie beispielsweise dem Vampirfilm. Ein ganzes Dorf lebt in Angst vor dem Grafen, der eine unerklärliche Anziehungskraft auf Frauen besitzt, Tote steigen aus ihren Särgen – mit etwas anderer Schminke hätte das einer der nächsten Dracula Filme werden können. Doch der eigentliche dahinter steckende soziale Hintergrund mit den ausbeutenden Adligen fällt erst auf den zweiten Blick ins Auge, zumal man ihn nicht unbedingt erwartet hätte. Nach den eher zurückhaltenden ersten Gehversuchen der Filmindustrie wie White Zombie, wird hier der Schwerpunkt nicht mehr auf einfache schaurige Inszenierung gelegt, sondern – verhältnismäßig – zugelangt. Zwar sind die Szenen der wandelnden Leichen immer noch Gänsehautbringer, doch es darf auch mal ein Kopf abgeschlagen werden, was für damalige Verhältnisse schon recht hart war. Die oft zitierte Traumsequenz, in welcher die Toten aus ihren Gräbern steigen dürfte für einige folgende Werke aufgrund ihrer Intensität sehr prägend gewesen sein. Eingebettet in düstere und erdige Bilder schwingt ständig ein gewisser Grad an Schauder mit, der allerdings für sich genommen nicht ausreicht, um die Spannung aufzubauen. Zusammen mit dem atmosphärischen, bis auf wenige nervige Trommelpassagen angenehmen, Soundtrack wird dieser Level allerdings selbst in ruhigeren Passagen erreicht. Es zeigt sich, dass James Bernard mit seiner ersten Filmmusik für Hammers The Quatermass Xperiment einige Erfahrung sammeln konnte. Einen weiteren wichtigen Anteil für den Erfolg des Films haben die Darsteller – allen voran natürlich der 1909 als André Mesritz geborene Andre Morell. Seiner plastischen Verkörperung des zunächst sehr knurrigen Sir James Forbes merkt man deutlich den Spaß an, den er beim Dreh hatte, zumal im Laufes des Films mehr humoristische Züge bei der Figur Verwendung finden. Diane Clare und Brook Williams kämpfen zwar ein wenig gegen ihre wenig plastisch angelegten Charaktere an, liefern jedoch auch eine gute Arbeit ab.

Die Bildqualität der DVD ist wieder einmal berauschend, wenn man an die fast vierzig Jahre denkt, die der Film mittlerweile auf dem Buckel hat. Der anamorphe Transfer ist zwar nicht frei von analogen Fehlern, doch diese treten fast nur am Anfang in den Vordergrund, fast nur am Anfang, vor. Die Farben sind satt und geben sehr gut die schaurige Atmosphäre wieder, der Kontrast passend zu der Farbkomposition und auch der Schwarzwert machen einen sehr guten Eindruck.

Die beiden Tonspuren wirken ebenfalls von fast allen Altersgebrechen geheilt, und liefern im Rahmen der Mono Möglichkeiten sehr gute Ergebnisse. Die englische Originalspur wirkt, wie üblich, bei den Dialogen für hiesige Ohren etwas dumpf, bietet jedoch keinen Grund zur Rüge. Deutlich heller wirkt die deutsche Synchronisation, wobei allerdings leider die „s“ Laute partiell etwas zu spitz wirken.

Im Zusatzmaterial ist diesmal keine „World of Hammer“ Folge enthalten – entgegen der amerikanischen Veröffentlichung aus dem Hause Anchor Bay. Dafür gibt es ein sehr interessantes, fast zwanzig Minuten langes, Interview mit dem Komponisten der Filmmusik, James Bernard. Dieser weiß nicht nur einiges zum Film selbst und dessen Entstehungsgeschichte, sondern auch zu einigen anderen Begebenheiten seiner Laufbahn und Hammer Films im Allgemeinen zum Besten zu geben. Der Ton ist leider, bedingt durch ein nicht ganz so günstig aufgestelltes Mikrofon, etwas verrauscht – für die deutschen Zuschauer gibt es Untertitel, die allerdings auch manchmal ins Stocken kommen. Der deutsche Trailer ist in sehr guter Verfassung, wie auch der englische, der sogar anamorph ist, aber ein wenig im Format beschnitten wirkt. Ähnlich sieht es auch bei dem Kombi Trailer (mit Dracula – Prince Of Darkness), der unter anderem auch offenbart, dass damals die weiblichen Besucher der Doppelvorstellung Glubschaugen und die männlichen ein Vampirgebiss an der Kinokasse bekamen. Werberatschlag, Pressebilder und das Filmprogramm IFB bieten abermals einen netten Einblick in die damaligen Pressemaßnahmen. Der abgefilmte Comic erinnert auf angenehme Weise an die alten DC Zeiten: schön schaurig, aber am Bildschirm etwas ungünstig beim Schmökern. Die Bildergalerie rundet schlussendlich das Gesamtbild ab, bietet aber wenig wirklich Informatives. Ganz anders der wieder einmal hervorragende Booklet Text von Uwe Sommerlad, der leider in gruselig kleiner Schrift gesetzt wurde.

Prädikat:       Eine immer noch überzeugende Zombie Verfilmung der etwas anderen Art – in guter DVD Umsetzung !!!

© Heiko Henning

26.3.2004