Dance of the Demons

Originaltitel: Demoni   Alternativtitel: Dämonen 2, Demons, I Demoni

Darsteller: Urbano Barberini (George), Natasha Hovey (Cheryl), Karl Zinny (Ken), Fiore Argento (Hannah), Paola Cozzo (Kathy), Fabiola Toledo (Carmen), Nicoletta Elmi (Ingrid), Stelio Candelli (Frank), Nicole Tessier (Ruth), Geretta Giancarlo (Rosemarie), Bobby Rhodes (Tony), Guido Baldi (Tommy), Bettina Ciampolini (Liz), Giuseppe Mauro Cruciano als Giuseppe Cruciano (Hot Dog), Sally Day (Carla), Eliana Miglio als Eliana Hoppe (Edith, Frau im Zelt –Horror Film), Jasmine Maimone (Nancy –Horror Film), Marcello Modugno (Bob –Horror Film), Peter Pitsch (Baby Pig), Lino Salemme als Pasqualino Salemme (Ripper), Enrica Maria Scrivano (Nina), Alex Serra (Werner), Michele Soavi (Mann in Schwarz/Jerry –Horror Film), Claudio Spadaro (Liz’ Lover), Sami Habib Ahmed (Kathys Baby Dämon –uncredited), Lamberto Bava (erster aus U-Bahn steigender Mann –uncredited), Giovanni Frezza (Kirk –uncredited), Sergio Stivaletti (Opfer –uncredited), Goffredo Unger (Jeep Fahrer –uncredited)

Produktionsfirma: Dac

Produktion: Dario Argento

Regie: Lamberto Bava

Drehbuch: Dario Argento, Lamberto Bava, Franco Ferrini   Vorlage: Dardano Sacchetti

Kamera: Gianlorenzo Battaglia

Musik: Pat Gribben, Billy Idol, Vince Neil, Claudio Simonetti, Rick Springfield, Edvard Grieg, Nikki Sixx

Schnitt: Piero Bozza, Franco Fraticelli

Special Effects: Sergio Stivaletti

Verleih: New Vision (Video)

Erstaufführung: 1988 Video   Raptor 28.12.2002   Italien 1985

85:00 Minuten (+ Zusatzmaterial: DVD 1: Dämonen; DVD 2: Dämonen 2; DVD 3: Interview Lamberto Bava 83:19; Trucchi ed effetti speciali 80:17; Interview Lamberto Bava 34:16; Interview Dario Argento 14:13; Deleted Scenes Teil 2 1:15, 1:25; Making of 12:20; Trailer Teil 1 2:11; Trailer Teil 2 2:55), 16 Kapitel

Widescreen 1,66:1

Deutsch Dolby Digital 2.0, Englisch Dolby Digital 2.0, Deutsch Dolby Digital 5.1; Untertitel: --

Ländercode: 0   DVD-5/DVD-5/DVD-9   20 Seiten Booklet   FSK: --

Im neu eröffneten Berliner Kino Metropol findet eine besondere Sneak Preview statt, deren Werbekampagne mit Freikarten viele Schaulustige anlockt. Im Foyer steht ein Motorrad mit einer dämonischen Maske – beim Aufsetzen verletzt sich eine Prostituierte, die dann während des Films zum Dämon mutiert. Im Film selbst geht es um das Grab des Nostradamus, welches neben einem Buch auch eine Maske enthält, an der sich ein Jugendlicher verletzt, und daraufhin dämonisiert. Das Kino wird zur Todesfalle, und es scheint kein Entrinnen für die Überlebenden zu geben. Einer nach dem anderen wird infiziert, und so steigt die Anzahl der Jäger drastisch...

Wieder – nach den Dragon DVDs – werden die beiden Dämonen Streifen von Lamberto Bava (Sohn des berühmten Mario) hierzulande in der richtigen Reihenfolge veröffentlicht. Waren es ursprünglich Gründe des „Jugendschutzes“, weshalb dieser Film erst als zweiter der Reihe – und dann auch nur direkt auf Video – herausgebracht wurde, spielt dies auch bei Raptor zum Glück keine Rolle. Es zeigt sich jedoch, weshalb Dämonen 2 so schnell auf dem Index gelandet ist – die sehr blutigen Effekte sprechen eine deutliche Sprache. Bei ihnen hat der Regisseur keinesfalls gespart, woraus auch der Kultstatus der Horror Anhängerschaft resultiert, denn die Gorehounds werden mit allem bedient, was sie gerne haben: Blut und heftige Splattereinlagen. Der damals noch unbeleckte Künstler Sergio Stivaletti hat die wenigen ihm zur Verfügung stehenden Mittel sehr effektiv genutzt, was umso beachtlicher ist, als das er zuvor lediglich an Dario Argentos Phenomena arbeitete, bei dem ja nicht wirklich exzessive Effekte zum Einsatz kommen. Die Verwandlungsszenen sind in ihrer Detailfreude auch heute noch als recht beachtlich zu bezeichnen. Sicherlich hat der Film auch noch einiges anderes zu bieten, doch die blutigen Verwandlungen und Tötungen machen einen großen Prozentsatz des Reizes aus. Grusel gibt es in Form von schaurig inszenierten Aufmärschen der Dämonen mitsamt grün leuchtenden Augen. Bava setzt auf bewährte Stilmittel wie die Reduzierung auf einen Schauplatz, aus dem es kein Entrinnen gibt, und durch welche die Akteure im wahrsten Sinne des Wortes gescheucht werden. Um wahre Panik bei den Darstellern zu erzeugen, wurden sie zuvor durch die Räumlichkeiten gejagt, bis sie vollkommen außer Atem waren. Leider wurde demgegenüber auf eine tiefergehende Charakterisierung ausgewählter Figuren völlig verzichtet, was Spannung durch Mitfiebern fast völlig ausschließt. Doch für einen ausreichenden Spannungsbogen sorgt ja auch die Musikvideoclip Ästhetik, bei der die teils heftig schnellen Bildfolgen für einen ständig erhöhten Puls beim Zuschauer sorgen. Auf andere Art und Weise wird zwischendurch – zumindest bei der männlichen Zuschauerschaft – aus Selbstzweck das Interesse geweckt, wenn einem New Wave Mädel Koks mit der Rasierklinge von der nackten Brust gekratzt wird. Ebenso verschlossen bleiben dem Zuschauer die Hintergründe, das Wie und Warum: es läuft zwar ein mehr oder minder geheimnisvoller Mann mit Maske herum (Michele Soavi persönlich), aber was nun wirklich seine Intention ist, oder ob er der alleinige Verantwortliche ist, kommt gar nicht zur Sprache. Die „Film im Film“ Idee war, bereits damals, nicht wirklich neu, wurde allerdings gut umgesetzt und sorgt für einige unterhaltsame Momente. Etwas störend sind auch gewisse Unlogiken wie das im Foyer geparkte Motorrade, das nur darauf wartet, gestartet zu werden, vollgetankt und anscheinend mit steckendem Schlüssel. Der durchs Dach fallende Hubschrauber ist zwar ein netter Gag, weil es sich dabei um einen echten handelt, doch wirklich wahrscheinlich erscheint auch das nicht. Natürlich merkt man auch die Handschrift von dem Produzenten Dario Argento, der sicher einige Sachen in das sprichwörtliche rechte Licht gerückt hat, und so für schaurige Atmosphäre und Deutschland (genauer Berlin) als Schauplatz gesorgt hat. Die Grundidee der eingebauten Kritik an Kino und auch dem Fernsehen stammt ebenfalls vom Meister des Giallo persönlich. Unmittelbar lässt sich die Beteiligung allerdings nur in ein paar Filmplakaten ausmachen, die auf seine Werke hinweisen. Der Metal Score weiß das Ganze ebenfalls gut zu unterstreichen, und treibt das Geschehen teils gut voran, wobei gerade Claudio Simonetti, ehemaliges Mitglied der Gruppe Goblin, einige der wichtigsten Stücke beisteuert. Als negativ kann man hingegen einige logische Fehler (zuerst ist es helllichter Tag, dann schon Nacht...) und die Tatsache, dass einer der Protagonisten einem die Zusammenhänge haarklein erzählt ansehen – etwas mehr hätte man schon vom mündigen Zuschauer erwarten können.

Im Gegensatz zur alten Dragon Fassung ist hier das Bild etwas heller und bunter ausgefallen. Dadurch gibt es mehr Details von der fast ständig dunklen Kulisse zu sehen, die zuvor untergegangen sind, doch die Farben wirken partiell schon fast zu kräftig. Insgesamt gibt es jedoch das gleiche, sowohl von Schärfe, als auch Kontrast her gut erträgliche Bild, das in Anbetracht der fast zwanzig Jahre, die der Film mittlerweile auf dem Buckel hat, in Ordnung ist.

Der Ton ist fast komplett identisch – bis auf den unnötigen 5.1 upmix, bei dem einfach nur die Stereospur etwas leiser auf die hinteren Lautsprecher gelegt wurde, was spätestens bei Dialogen schlecht klingt. Die deutsche Stereospur ist insgesamt etwas dumpf, was den Genuss des guten Soundtracks schmälert. Die englische Version hat hingegen mit Rauschen zu kämpfen, hat jedoch gute Höhen zu bieten, was schon etwas ungewöhnlich ist.

Gegenüber dem Zusatzmaterial auf der Dragon DVD bietet die zusätzliche Extras DVD von Raptor natürlich einiges mehr. Die abgefilmte Postkarte wurde weggelassen, doch das ist sicherlich nicht wirklich tragisch – dafür gibt es reichlich anderes, woran sich der Fan erfreuen kann. Beispielsweise das fast anderthalbstündige Interview mit Lamberto Bava, das nicht nur interessant, sondern auch noch sehr gut synchronisiert ist. Da stören auch Kleinigkeiten wie der nicht so berauschende Schnitt nicht, bei dem man noch die zum Abtrennen der Passagen vorgehaltenen Hände sehen kann. Bei Interesse kann man sogar die originale italienische Spur wählen! Trucchi ed effetti speciali ist fast genauso lang, und bietet einen schönen Einblick in den Laden Profondo Rosso von Dario Argento, in welchem auch mal Tim Burton, Luigi Cozzi und Franco Casagni auftauchen, wie hier eindrucksvoll zu sehen ist. Kleine Fragmente davon waren bereits auf der alten Dragon DVD zu sehen. Anschließend gibt es eine Einführung zum Thema Schminken von blutigen Effekten, natürlich in allen Einzelheiten. Ebenfalls mit Impressionen von Profondo Rosso eingeleitet (und anscheinend auch dort geführt) ist das dahinter versteckte, weil nicht direkt anwählbare, halbstündige Interview mit Bava. Diesmal erzählt er mehr über seine Anfänge und die Zusammenarbeit mit seinem berühmten Vater, und wie seine ersten Projekte entstanden. Das viertelstündige Interview mit Dario Argento bietet leider auf der deutschen Spur einen Mix aus Original und englischer Synchro, während die italienische Spur stumm bleibt. Deleted Scenes von Teil 2 sind sehr interessant, das man gewisse Handlungsstränge damit logischer nachvollziehen kann. Nicht besonders gut erhalten ist das Making of, welches bereits auf der ersten DVD Veröffentlichung hierzulande enthalten war, und eine schlechte Bild- und Tonqualität aufweist. Trailer zu beiden Teilen dürfen natürlich auch nicht fehlen, wobei auch diese nichts Neues sind. Entfallen sind die Filmographien von Lamberto Bava, Urbano Barberini und Natasha Hovey, was verschmerzbar ist, da es sich ohnehin nur um Texttafeln handelte.

Die Raptor Version ist um etwa sechs Sekunden länger, was allerdings nur eine – zudem nicht wirklich interessante – Szene betrifft. Es handelt sich dabei um eine Einstellung, in der lediglich ein Schriftzug auf der gezeigten Kinoleinwand zu sehen ist. Das beigelegte Booklet beinhaltet zwar einige interessante Fakten zu den Filmen und ihrem Umfeld, ist allerdings gewöhnungsbedürftig gesetzt und qualitativ eher minderwertig gedruckt worden.

Prädikat:       Schöner Splatterklassiker – in seiner „ultimativen“ Fassung !!!

© Heiko Henning

4.3.2004