Jörg Kleudgen (Herausgeber)

Fischaugen im Dämmerlicht

Goblin Press

Jörg Bartscher – Kleudgen

Droste Hülshoff Str. 1

59757 Arnsberg – Neheim

joerg@the-house-of-usher.de

Taschenbuch 12.1992

ISBN ---

193 Seiten 1000

Angst von Axel Menzer bietet leider bereits zu Anfang eine Geschichte ohne wirklichen Höhepunkt und wirkt etwas enttäuschend, da der erwünschte gruselige Schauer nicht überzuspringen vermag – außerdem stören einige Tippfehler und unregelmäßiger Ausdruck. Der Tisch von Frank Dumke ist eine skurrile Parabel, die sehr witzig verfasst ist, aber nicht vollends zu überzeugen weiß. Blut eines Liebenden von Martin von Arndt wirkt hingegen etwas pathetisch und – für heutige Verhältnisse – schwülstig, und der Inhalt phrasenhaft. Realismus von Bernd Jans kann mit leicht autobiographischen Momenten und der Briefform eine glaubhafte Atmosphäre schaffen, die der Autor konsequent zum Höhepunkt führt. Der Kunsthandwerker von Alexander Bach kommt mit einer angenehm anderen Idee daher, die zwar etwas unspektakulär ausschaut, aber doch nette umgesetzt ist. Weingeist von Wolfgang Scholz erscheint wie eine Analogie zur Nazizeit, bei der die schrecklichen Züge dieser Diktatur hervorstechen, wobei die Fabulierkünste hinter den Erwartungen zurückbleiben – leider lässt sich der Text durch schlechteren Satz (zu Anfang keine Absätze, dann löchrige Zeilen) nicht so flüssig lesen. Totenwasser von Jörg Kleudgen persönlich stellt die längste Geschichte, fast schon Novelle, des Bandes dar, und fasziniert den Leser vor allem mit einer sehr plastischen Schilderung, die das gotische Grauen fast schon greifbar werden lässt, das Finale wird hingegen nicht genug ausgekostet – auch hier ist der Satz nicht so gut, da der erzwungene Blocksatz für einige Löcher im Text sorgt. Zeit der Stasis von Kai Schindelka stellt anscheinend zunächst die typische Rachegeschichte mit einem hassenswerten Protagonisten dar, bietet zum Abschluss allerdings Stoff zum Nachdenken. Im Labyrinth der Zeit von Sebastian Fugenzi startet mit einer ungewöhnlichen Erzählform, fesselt dann den Leser aber sofort mit einer äußerst interessanten Idee, die sehr gut umgesetzt ist.

Dieses erste Buch aus der Schmiede von Jörg Bartscher – Kleudgen (damals noch Jörg Kleudgen) ist sicher nicht perfekt, zeigt jedoch, welch ein multifunktionales Talent in dem Autor, Herausgeber und Verantwortlichen steckt. Nachdem er Fanzines wie R'lyeh in seinem Verlag Goblin Press veröffentlicht hatte, fanden sich einige, und vor allem auch längere Geschichten, die nach einer Veröffentlichung in Buchform verlangten. Um das Ganze finanzieren zu können bot sich das AStA Pressereferat der Uni an, an welcher Jörg damals studierte. Qualitativ ist das Buch deutlich über dem Schnitt der Szene, verglichen mit professionellen Veröffentlichungen fällt allerdings die eine oder andere Schwäche ins Auge. Zum einen sind die Zusammenstellung sowie die Reihenfolge der Geschichten nicht ganz optimal. Vor allem ist es jedoch die etwas klein geratene Schrift, welche in erzwungenem Blocksatz bei der Schreibmaschine zu löchrigem Text neigt. Ein zusätzliches Lektorat wäre nett gewesen, doch über Schreibfehler oder Vertipper sieht man angesichts des Inhalts gerne hinweg.

Prädikat:       Erste Anthologie mit sehr schön schaurigen Geschichten – und kleinen Mängeln in der Umsetzung !!!

© Heiko Henning

17.6.2003