Wechselfälle

DIN A5 52 Seiten

Auflage:         50 Exemplare

12.1995       250

Jürgen Thomann

Breslauer Straße 18

79576 Weil  am Rhein

Da sich bei Jürgen Thomann wieder einmal einige Stories angesammelt haben, hat er sich – nach Retroviren – wieder einmal aufgemacht und diese in einer Anthologie veröffentlicht. Von den zwölf Geschichten sind bereits sieben schon einmal woanders erschienen, doch das sollte den geneigten Leser nicht von nochmaliger Lektüre abhalten. Die Umschlaggestaltung ist recht simpel, hat jedoch ihren eigenen Witz. Das Layout ist ebenfalls schlicht (und sauber) gehalten.

Die Titelgebende Geschichte Wechselfälle ist im Reiche des Experimentellen angesiedelt – nicht ausgereift aber doch sehr interessante Lektüre. Vision ist ein kleiner Text über die genaueren Erkenntnisse der Realität – lyrisch verspielte Wortwahl. Kellerträume lehnt sich ein wenig an die irrealen Schilderungen an, welche Lovecraft teilweise seine Protagonisten durchleben ließ – etwas aufwendiger beim Lesen. Hotel California befaßt sich nicht direkt mit dem Text des gleichnamigen Liedes von den Eagles – hier wird gedanklich weiterentwickelt, bis alles zueinander paßt. Unsichere Zeiten hat die Besatzung eines Raumschiffes, da sie alle nur noch als mumifizierte Leichen ankommen – eine Kriminalgeschichte mit SF als Hintergrund. Johnny hat die Hosen voll ist eine Geschichte aus der Richtung der Mafia – läßt sich gut lesen, ist jedoch nicht sonderlich interessant. Sanfte Wucherungen sind da schon besser, vor allem, weil die phantastischen Gedanken hier gut vermittelt werden. Prometheus unter den Blinden ist die längste Story des Bandes. Jürgen hat sich hier einen recht interessanten Plot ausgedacht, welcher durchaus zu überzeugen und begeistern vermag. Gedanken zu dem Sein beinhaltet dann wieder Zeit‑Los! Das Lamm Gottes ist recht inspiriert geschrieben und weiß zu unterhalten. The Radio That Oozes Shit ist etwas verstörend und der Storyverlauf ist im Vornherein zu erkennen, was diese Geschichte eher zu unterem Durchschnitt macht. Ein Frohes Fest wünscht Jürgen dann zum Schluß noch einmal allen Lesern – recht pessimistische Vision der zukünftigen Weihnacht. Es sind dann auch noch Anmerkungen zu den einzelnen Geschichten eingefügt, was äußerst hilfreich ist, wenn man sich auch für den Background interessiert!

Prädikat:           Sehr gute Auswahl von Geschichten – empfehlenswert !!!

© Heiko Henning

20.5.1996