Conman In Tokio

Originaltitel: Chung wa diy hap   Alternativtitel: Conman in Tokyo

Darsteller: Koo Tin Lok Louis (Cool), Nick Cheung (Jersey), Chu Yan (Nancy), Christy Chung (Banana), Kurata Yasuaki (Tetsuo), Ben Lam (Yeung Kwong), Joe Cheng (Joe), Zuki Lee, Wong Tin Lam, Leung Ka Yan (Turkey)

Produktionsfirma: Star East; Bob & Partners Co. Ltd.

Produktion: Jing Wong

Regie: Tony Ching

Drehbuch: Tony Ching

Kamera: Ko Chiu Lam

Musik: Cheung Shung Kei, Cheung Shung Tak

Schnitt: Poon Kung

Digital Effects: Asia Legend Ltd.

Verleih: e-m-s

Erstaufführung: 2001   e-m-s/Cine Magic Asia 7.8.2003   Hongkong 2000

98:41 Minuten (+ Zusatzmaterial: Deutscher Originaltrailer 2:09; Originaltrailer 2:09)   16 Kapitel

Widescreen 1.78:1 anamorph

Deutsch Dolby Digital 2.0, Deutsch Dolby Digital 5.1, Chinesisch Dolby Digital 5.1, Deutsch DTS 5.1; Untertitel: deutsch

Ländercode: 2   DVD-9   FSK 16

Jersey ist der beste und berüchtigtste Berufspieler in Hongkong – zumindest nach seiner eigenen Meinung, denn im Vergleich mit seinem Idol Cool und dessen fliegenden Karten wirkt er eher wie eine Witzfigur. Bei einer Shoppingtour durch Tokio, zu welcher er von seiner Freundin Banana „überredet“ wird, trifft Jersey in einem Restaurant eines ehemaligen Landsmanns auf Schutzgelderpresser, die er prompt in die Flucht schlägt. Dabei fliegt auch auf beeindruckende Weise ein Bierdeckel durch die Gegend und hilft so dem Verteidiger – daraufhin steht für Jersey fest, dass der Besitzer des Restaurants niemand geringeres ist, als Cool, der unangefochtene König der Spieler. Der Schüler heftet sich fortan auf die Fersen seines Vorbildes und sieht, wie dieser tagtäglich die im Rollstuhl sitzende und völlig apathische Nancy aus der Ferne beobachtet, die einmal seine Freundin war. Mit Tricks wurde sie ihm von seinem Blutbruder Yeung Kwong ausgespannt und mehr oder weniger freiwillig mit ihm verheiratet. Bei der Hochzeit bekam die Braut dann eine Kugel ab, die eigentlich von seinem eifersüchtigen Blutsbruder für Cool gedacht war – seitdem fristet sie, nicht mehr ansprechbar, ihr Leben im Rollstuhl in der Gewalt ihres sadistischen Mannes. Jersey findet, dass es mehr als an der Zeit ist, zurückzuschlagen, und mit einigen unfairen Mitteln können seine Gegner Cool auch dazu bewegen, mit dem Yakuza Machthaber Tetsou ein alles entscheidendes Spiel auszufechten...

Wen die ersten Minuten voller Slapstick nicht abschrecken, wird bei Conman in Tokio mit einer unterhaltsamen Mischung aus Komödie und Actionfilm beglückt. Es drängt sich inhaltlich der Vergleich mit The Return Of The God Of The Gamblers auf, der ebenfalls eine recht ähnliche Thematik zugrunde liegen hat, wobei Chow Yun Fat nicht ganz so widerwillig an den Spieltisch geht. Beide Filme sind innerhalb einer Filmreihe erschienen, können aber auch für sich genommen bestehen, denn es ist auch hier keine Kenntnis der anderen, zwischen 1998 und 2000 gedrehten, Conman Filme (Andy Lau als Cool) erforderlich. Ein gewisses Verständnis, oder zumindest Akzeptanz, für den in asiatischen Produktionen sehr häufig verwendeten skurrilen Humor sollte jedoch auf jeden Fall vorhanden sein. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der Zuschauer sehr schnell entnervt abschaltet, weil der Klamauk im zu sehr auf die Nerven geht – vor allem diejenigen, die nur selten oder gar nicht zu asiatischer Filmware greifen, sollten hier zweimal überlegen. Nick Cheung (Duell in der verbotenen Stadt) kaspert nämlich nicht nur wie ein Halbstarker auf Drogen um einen Billardtisch – er singt auch noch dabei, weil seine Freundin ihm verboten hat, auf normale Art und Weise zu fluchen. Doch auch diese Cantopop Einlage überlebt man als europäischer Rezipient eigentlich recht unbeschadet, und damit ist auch das Gröbste überstanden. Sobald der auf sein Idol gestoßen ist, wird der Slapstick zugunsten von Kung-Fu Flugkünsten und beeindruckenden Kartenspielereien zurückgeschraubt. Letztere sind zwar jenseits aller Realität, vermitteln jedoch neben dem puren Unterhaltungswert auch noch eine gewisse asiatische Lebenskultur. Im Vergleich zu dem von Koo Tin Lok Louis (hierzulande bekannt als Louis KooThe Suspect, Legend of Zu) dargestellten, äußerst ernsthaften, Charakter des Cool scheint Jersey sich sogar schlagartig in erträglich normale Bahnen zu schlagen. Somit wirkt die folgende Liebesgeschichte trotz ihrer Ernsthaftigkeit auch in keinem Punkt aufgesetzt, ähnlich wie die fast schon ehrenhafte Auseinandersetzung zwischen Kurata Yasuaki und dem großen Spielervorbild. Was natürlich nicht fehlen darf, ist ein wirklich Böser, der es auch verdient, von dem an und für sich friedliebenden Guten aufs Härteste bekämpft zu werden. Dieser Part wird von Ben Lam (Total Risk) sehr glaubhaft und plastisch ausgefüllt, zumal er anscheinend selbst noch Aspekte des Charakters mit beigesteuert hat. Was der gute Herr Siu-Tung Ching (Die Schrift des Todes, China Swordsman, Chinese Ghost Story 2 & 3) nicht so gut in Szene gesetzt hat, sind ein paar CGI Effekte, denen man ihre Herkunft mehr als ansieht. Das ist umso unverständlicher, da andere Momente absolut überzeugend gelungen sind. Geradezu virtuos versteht er es, eine Art akrobatisches asiatisches Männerballett zu choreographieren und gekonnt mit allen anderen Ingredienzien zu kombinieren. Als Untermalung gibt es einen sehr passenden Soundtrack aus der Feder von Cheung Shung Kei und Cheung Shung Tak.

Im Gegensatz zu der scheinbar nahezu perfekten Hongkong DVD aus dem Hause Deltamac müssen bei der deutschen Variante von e-m-s kleine Abstriche gemacht werden. Das Bild ist bei Schärfe und Kontrast sehr gut, aber leider nicht wirklich optimal, was schade ist, da es einiges Interessantes zu sehen gibt. Der deutsche Ton hinkt bei der Räumlichkeit selbst bei Schießereien deutlich hinter der deutlich kräftigeren chinesischen Spur hinterher. Das ist umso ärgerlicher, als dass gerade die DTS Spur bei richtiger Abmischung einiges Potential gehabt hätte. Bei dem äußerst mageren Zusatzmaterial enttäuschen allerdings beide, da jeweils nur der Originaltrailer (bei e-m-s zusätzlich der synchronisierte) enthalten ist.

Prädikat:       Für Hongkong Komödienfans ein Muss – bei weniger Verständnis für asiatischen Humor Vorsicht walten lassen !!!

© Heiko Henning

10.12.2003